Als Deutscher verschweizert
Man hat es gut, wird gebraucht, gar geschätzt: Erfahrungen eines «Imis», der in der Schweiz wie in Deutschland Gutes und Verbesserungswürdiges findet.
Imi – das ist erst mal erklärungsbedürftig. In meiner Geburtsstadt Köln nennt man so liebevoll die, die nicht «von hier» sind. In der besten deutschen Satiresendung, den «Mitternachtsspitzen» des WDR, begrüsst der Gastgeber Jürgen Becker in seiner Schlussmoderation die Zuschauer immer mit «Liebe Imis, liebe Heimathirsche». Seit 13 Jahren bin ich Imi in der Schweiz, lebe zwischen Schweizer Heimathirschen und anderen Imis und pendle regelmässig nach Deutschland. Hier bin ich «der Dütsche», dort eine Art «Schweizer», in beiden Ländern werde ich nach dem jeweils anderen Land gefragt, muss dessen Andersartigkeit erklären, verständlich machen, verteidigen. Was dazu führt, dass ich mich in der Schweiz immer etwas deutscher, in Deutschland etwas schweizerischer fühle. Keine goldene Mitte entsteht daraus, eher ein dialektisches Hin und Her.