Als Amateur ein Star, als Profi ein Nobody
In der Unihockeyszene war der Bassersdorfer Michael Walthard einer der ersten Stars in der Schweiz. Als Golfprofi ist er das heute nicht mehr - und sehr zufrieden damit.
Unihockey/Golf. - In den 1990er-Jahren gehörte er zu den Grössten und Besten seines Fachs. Selten führte ein Unihockeyverteidiger in der Schweiz eine feinere Klinge als Michael Walthard. Bei den Kloten Giants, ein Jahr bei Serienmeister Rot-Weiss Chur, erneut in Kloten (Giants und Jets), dazwischen ein Jahr bei den Hornets Bülach und zuletzt bei GC spielte der filigrane Techniker. Dazu kamen in neun Jahren 57 Spiele für die Nationalmannschaft. Der heute 37-Jährige ist in Bassersdorf aufgewachsen und hat ursprünglich die Ausbildung zum Zimmermann gemacht. Gerade, als er mit der Lehre begann, lernte Walthard auch Unihockey kennen. Sein Bruder ist Gründungsmitglied des UHC Bassersdorf, und so war es naheliegend, dass der damals 16-Jährige ihm bald folgte. Mit der Schweiz im WM-Final Lange hielt es ihn jedoch nicht beim kleinen Dorfclub. Schon nach wenigen Jahren lockte das «grosse» Giants Kloten. Und nach einem Jahr klopfte auch der Nationaltrainer mit dem ersten Aufgebot für die Landesauswahl an. Neun Jahre lang gehörte Walthard zum Stamm des Nationalteams, mit dem er einen seiner Karrierehöhepunkte erlebte. 1998 erreichte die Schweiz an der WM in Prag das Finalspiel gegen die Unihockey-Übermacht Schweden. «Im Halbfinal gegen Finnland kam es zum Penaltyschiessen, und ich durfte antreten. Das war ein aussergewöhnlicher Moment in meiner Karriere», erinnert er sich. Überhaupt sei die Zeit mit der Nationalauswahl eine der besten überhaupt gewesen, die er als Spieler erlebt habe. «In diesem Team hätte jeder alles für den anderen getan.» Eine sehr erfolgreiche Zeit verbrachte Walthard in der Saison 1993/94 bei Rot-Weiss Chur, wo er Schweizer Meister und Cupsieger wurde. «In Chur war alles ein bisschen professioneller, die Arbeit akribischer, das Umfeld engagierter als in Kloten», blickt der Unterländer zurück. Dennoch kehrte er nach nur einem Jahr zurück nach Kloten. «Der Reiz, das Erreichte in Chur zu bestätigen, fehlte. Ich wollte das lieber im Zürcher Unterland wiederholen.» Den Cup gewann Walthard dann tatsächlich noch einmal, 2001 mit den Kloten-Bülach Jets - ausgerechnet gegen Rot-Weiss Chur. «Das war einer der emotionalen Höhepunkte», sagt der Bassersdorfer. Dies umso mehr, weil er ein Jahr zuvor mit den Hornets Bülach aus der NLA abgestiegen war. Ein Jahr später stand der Zimmermann - inzwischen über 30-jährig - schon kurz vor dem Rücktritt. Doch dann bildete sich in Zürich die Unihockeysektion der Grasshoppers. «Ich habe als kleiner Junge bei GC Fussball gespielt. Als‹alter› Mann meine Karriere dort zu beenden, war eine Chance, die ich mir nicht entgehen lassen wollte.» Körperlich wäre es wohl vernünftiger gewesen, diese zwei Jahre nicht mehr anzuhängen, meint Walthard rückblickend. Er habe diesen Effort danach noch einige Zeit gespürt. Fast zeitgleich mit dem Rücktritt vom Spitzenunihockey eröffnete sich Walthard eine ganz neue Szene. Er spielte damals bereits seit einiger Zeit regelmässig Golf. Gleichzeitig bildete er sich in seinem erlernten Beruf als Zimmermann weiter und begann den Schritt in die Selbstständigkeit vorzubereiten. «Ich merkte dann aber, dass mir die Leidenschaft für das Handwerk etwas fehlte. Ich finde zwar den Zimmermannsberuf toll, doch ich habe den Sport vermisst», sagt er. Schliesslich habe er von Kindesbeinen an immer regelmässig verschiedene Sportarten ausgeübt. Da er sich beim Golfen schnell stark verbessern konnte, eröffnete sich ihm die Möglichkeit, eine Ausbildung zum Golflehrer, dem so genannten Teaching Professional, zu machen. «Es hat mir sehr viel Spass bereitet, mich mit Sportpsychologie auseinanderzusetzten und mir das Fachwissen übers Golfen zu erarbeiten.» Walthard sagt aber auch, dass er sich nicht vorstellen könnte, nur als Golflehrer zu arbeiten. Daneben bestreitet er jährlich rund zehn Turniere. Vor allem nationale, aber manchmal - und in Zukunft noch häufiger - internationale Wettkämpfe. So hat er zum Beispiel letzten Winter an einer regionalen Tournee in der Türkei teilgenommen. Dabei geht es für den Bassersdorfer nicht in erster Linie um Spitzenresultate, sondern vor allem um die persönliche Befriedigung: «Es macht einfach Spass, weil ich mich nicht unter Druck setze und auch nicht das Gefühl habe, mich beweisen zu müssen.» Da schwingt wohl schon ein wenig die Altersmilde mit. «Ich mache das für mich, einfach weil ich es gern tue.» Mischung aus Golf und Holzbau Den Ehrgeiz, sich auf nationaler Ebene an die Spitze zu spielen, hat der Unterländer nicht. Der finanzielle und zeitliche Aufwand sei ihm schlicht zu gross, und Geld verdiene nur, wer regelmässig Spitzenklassierungen erreiche. «Die Mischung aus Unterrichten, Turniere spielen und im Winter im Holzbau arbeiten stimmt für mich.» Der Unihockeyspieler Michael Walthard hat im Golfsport seinen Beruf und vielleicht sogar seine Berufung gefunden. Zwar packt er seine Zukunft nicht in konkrete Pläne, aber einmal an einem grossen Turnier wie dem British Open oder dem US Open teilzunehmen, ist ein Traum, den er sich sehr gerne erfüllen würde.
Michael Walthard ist dem Schläger treu geblieben: Heute ist er Golfprofi in Augwil (links), früher schoss er als Unihockeyspieler für GC seine Tore.
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