Als 1998 eine F/A-18 in Crans-Montana abstürzte
Am 7. April 1998 stürzte die erste und bisher einzige F/A-18 der Schweizer Luftwaffe ab. Lesen Sie hier, was damals passiert ist und was die Armee dazu in ihrem Abschlussbericht schrieb.

Die Absturzstelle lag in einem unzugänglichen Hang nordwestlich des Skigebietes Crans-Montana. Das Gebiet dort ist felsig und liegt auf einer Höhe von rund 1800 Metern über Meer. Die Trümmer der Maschine waren im Umkreis von 500 Metern verstreut. Ein Loch gab es nicht - als wäre die F/A-18 in der Luft explodiert.
Die Armee führte damals aus, es hätten zwei F/A-18 an einer Jagdübung auf 6600 Metern über Meer in den Wolken teilgenommen. Der vermisste Zweisitzer mit einem geschulten F/A-18-Piloten sowie einem Tiger-Piloten als Insassen, dazu ein Einsitzer mit einem US-Piloten am Steuerknüppel. Dieses zweite Flugzeug diente in der Abfangjägerübung als Ziel. Der Zweisitzer sei gleichzeitig von den Radarschirmen des Einsitzers sowie des Überwachsungssystems Florida in der Einsatzzentrale Dübendorf ZH verschwunden.
Der Unfall im Wallis war der erste tödliche Flugzeugabsturz mit dem neuen Flugzeugtyp der Armee. Der letzte schwere Unfall eines Militärflugzeugs datiert vom 12. November 1997. Damals stürzte eine Pilatus Porter der Armee im Simmental im Berner Oberland ab. Fünf Menschen kamen beim Unfall ums Leben.
Der letzte Kampfjet-Unfall der Schweizer Armee ereignete sich am 20. März 1997. Eine Mirage III RS der Schweizer Luftwaffe stürzte bei einem Aufklärungsflug im Raum Ste-Croix VD ab. Der Pilot starb. Am 4. Juli 1996 hatte sich ein Kampfjet Tiger F5E in Schänis SG nahe einem Kinderspielplatz in den Boden gebohrt. Der Pilot konnte sich mit dem Schleudersitz retten. Die Maschine steckte so tief im sumpfigen Boden, dass auf eine Bergung verzichtet wurde.
Am 4. November 1998 veröffentlichte die Armee den Untersuchungsbericht zum ersten F/A-Absturz. Hier die Originalmitteilung:
«Die Untersuchungen des F/A-18-Absturzes vom 7. April 1998 bei Crans-sur-Sierre sind abgeschlossen. Gemäss Schlussbericht des Untersuchungsrichters wies die abgestürzte Maschine keinerlei technische Mängel auf. Der Grund für den Absturz, bei dem beide Insassen den Tod fanden, liegt höchstwahrscheinlich in einer räumlichen Desorientierung des Piloten.
Die ausgedehnte Auswertung des Flugdatenschreibers, die Untersuchung der Trümmerteile, Simulationen und Berechnungen haben eindeutig bestätigt, dass beim F/A-18 keinerlei technische Mängel (z.B. Sauerstoffmangel) vorlagen, die zum Absturz hätten führen können. Der Pilot geriet vielmehr bei einem Standardmanöver nach einem simulierten Lenkwaffenabschuss in eine räumliche Desorientierungsphase, die zum Absturz führte.
Es ist davon auszugehen, dass eine zu „aggressive“ Flugsteuerung, eine fehlende Übersicht der Informationen der Blindfluginstrumente, verbunden mit einer schwierigen Interpretation des Gesichtsfeld-Darstellungssystems (Head-up Display) in extremer Fluglage, zum Phänomen der räumlichen Desorientierung (Blindflugkoller) geführt haben. Der Pilot befand sich somit in einer Grenzsituation, aus der er sich nicht mehr befreien konnte. Auf ein schuldhaftes Verhalten kann man allerdings nicht schliessen. Vielmehr hat die Kumulation zahlreicher negativer Faktoren, deren sich der Pilot mutmasslich ungenügend bewusst war, ihn daran gehindert, eine normale Situation zu retablieren. Der zweite Pilot war nur Passagier und selbst noch nicht auf dem F/A-18 ausgebildet. Er hatte keine Chance, die Gefahr rechtzeitig zu erkennen und allenfalls helfend einzugreifen. Die Auswertung der Schleudersitzteile hat zudem ergeben, dass der mitfliegende Pilot auf dem Rücksitz kurz vor dem Aufprall - dieser erfolgte im Winkel von 75° mit einer Geschwindigkeit von beinahe Überschall - die Schleudersitze betätigte, leider zu spät. Der Absturz zeigt einmal mehr auf tragische Weise, dass selbst erfahrenste und bestqualifizierte Piloten nicht vor Unfällen gefeit sind.
Die Unfallstelle ist durch die Truppe in aufwendigen Räumungsarbeiten gesäubert worden. Über 95% des in mehr als 100'000 Teile zersplitterten Flugzeuges sind in der Zwischenzeit geborgen und umweltgerecht entsorgt worden. Für Passanten, die Bevölkerung und Umwelt geht von der Unfallstelle keine Gefahr aus.
Im Abschlussbericht werden verschiedene fliegerische und technische Massnahmen vorgeschlagen, um den F/A-18-Piloten zu ermöglichen, derartige Situationen zu vermeiden. Die Vorschläge sowie die Ausbildungsschritte in der Einführungsphase werden zur Zeit durch das Kommando der Fliegerbrigade 31 geprüft. Im weiteren bleiben die nach dem Unfall getroffenen Massnahmen bestehen; namentlich handelt es sich um Einschränkungen für Abfangübungen in den Wolken oder bei Nacht in bezug auf Vertikalmanöver und Beschleunigung sowie um Verhaltensmassnahmen, die der Sinnestäuschung vorbeugen. Spezielle Übungen im Simulator und am Doppelsteuer unter einer Cockpit-Abdeckhaube werden zudem vermehrt geübt.»
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