Geheimer Brief aufgetauchtAllschwiler Schulen wollen Gemeinderätin entmachten
In einem Beschwerdebrief lehnen sich sämtliche Schulleitungen der Gemeinde Allschwil gegen die SP-Gemeinderätin Silvia Stucki auf. Sie fordern, dass ihr das Ressort entzogen wird.

Zwischen den Schulleitungen der Primarschulen in Allschwil und SP-Gemeinderätin Silvia Stucki ist ein offener Konflikt entbrannt. Wie das Basler Onlinemedium «Prime News» am Montag publik gemacht hat, fordern sämtliche Primarschulleiter der Gemeinde, dass Stucki, die für die Bildung zuständig ist, das Ressort entzogen wird.
Seit die Politikerin vor zwei Jahren in den Gemeinderat gewählt worden ist, scheint es immer wieder zu Auseinandersetzungen gekommen zu sein. Dazu heisst es in dem Beschwerdeschreiben von vergangenem Dezember: «Schon seit geraumer Zeit ist die Zusammenarbeit mit der für die Schule zuständigen Gemeinderätin Silvia Stucki schwierig.»
«Destruktiv und hinderlich»
Kurz zur Erklärung: Während Stucki – selbst Lehrerin – Mitglied im siebenköpfigen Schulrat ist, der als politisches Gremium für die Primarschulen verantwortlich ist, hat die Schulleitung den operativen Lead, um den Betrieb an den Schulen sicherzustellen. Zwar ist die Schulleitung dem Schulrat unterstellt, und der Gemeinderat hat die Finanzhoheit über die Primarschulen, aber operativ und strategisch hat die Gemeindeexekutive eigentlich nichts zu sagen.
Dem Brief der Schulverantwortlichen, aus dem «Prime News» zitiert, ist indes zu entnehmen, dass verschiedene Geschehnisse wiederholt aufgezeigt hätten, «dass eine weitere Zusammenarbeit aus unserer Sicht nicht mehr möglich ist». Stucki würde sich wegen ihres Amtes aufspielen und ihre Kompetenzen überschreiten. Es geht um Themen wie Schwimm- und Turnhallen-Nutzungen oder Klassenbildungen.
Die Verfasser und Verfasserinnen des Schreibens fordern personelle Konsequenzen: «Wir erwarten einen personellen Wechsel des zuständigen Gemeinderatsmitglieds im Schulrat, da diese Schnittstelle sehr zentral für die gute Entwicklung der Primarstufe Allschwil ist.» Die derzeitige Kommunikation sei «destruktiv und hinderlich».

Auf Anfrage von «Prime News» zeigen sich alle involvierten Parteien wortkarg. Martin Münch, Rektor der Primarstufe Allschwil und Mitunterzeichner des Briefs, findet, dass es sich bei dem Schreiben um ein «vertrauliches Dokument» handle, weswegen er nichts sagen möchte. Auch Laura Spielmann, Schulratspräsidentin und Vorstandsmitglied der CVP Allschwil, teilt diese Meinung. Gleichzeitig deutet sie an, dass die allgemeine Zusammenarbeit «nicht immer einfach» sei. «Der Schulbetrieb ist dennoch gewährleistet.»
Gesprächskultur müsse verbessert werden
«Prime News» hat auch die Allschwiler Gemeindepräsidentin Nicole Nüssli (FDP) auf den Fall angesprochen. Die Anwältin verweist ebenfalls auf die Vertraulichkeit und lehnt eine inhaltliche Stellungnahme ab. Zum geforderten Ressortentzug sagt sie: «Die Ressortverteilung wird im Gemeinderat geregelt, es ist nicht Sache der Schulleitung, einen personellen Wechsel zu fordern.» Stucki geniesse in ihrer Rolle als Schulrätin «das volle Vertrauen und die Unterstützung des Gemeinderats». Dennoch: Der Gemeinderat sei sich bewusst, dass «die Gesprächskultur» zwischen Schulleitung, Schulrat und Gemeinderat «verbessert werden» müsse.
Zum schwelenden Streit will sich auch die Gescholtene nicht im Detail äussern. «Ich kann zu der Angelegenheit nichts sagen, da ich Mitglied im Schulrat bin und die dort besprochenen Themen dem Behördengeheimnis unterstehen», sagt Stucki. Sie sei aber «sehr überrascht», dass das vertrauliche Schreiben an die Presse gelangt sei.
Wie «Prime News» schreibt, hatte ein Brief, den der Gemeinderat im November an die Schulen schickte, das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht. Darin übte er Kritik an den Schulleitungen, die empfanden das Vorgehen als Affront gegenüber ihrer Arbeit.
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