Neues Kapitel im Fall Roemisloch-DeponieAllschwil sorgt sich noch mehr wegen Schadstoffen
Noch nie seien so viele verschiedene Schadstoffe in einer derart hohen Gesamtkonzentration gemessen worden. Auch hätten die Chemiekonzerne Novartis, BASF und Syngenta falsche Behauptungen gemacht.

157 meist hochgiftige Substanzen in einer rekordhohen Konzentration, darunter das blasenkrebsauslösende Benzidin: Mit dieser Mitteilung eröffnet Allschwil ein neues Kapitel im Streit um die ehemalige Chemiemülldeponie Roemisloch in Neuwiller (F). Seit längerem fordert Allschwil eine erneute Sanierung der Anlage und will dieses Anliegen nun mit einer Analyse der Wasserproben unterstreichen. Gleichzeitig unterstellt sie den Chemiekonzernen Novartis, BASF und Syngenta, falsche Aussagen bezüglich der Deponie gemacht zu haben.
Die Chemiekonzerne Novartis, BASF und Syngenta hätten laut der Gemeinde Allschwil behauptet, dass die Schadstoffausträge aus der Chemiemülldeponie Roemisloch abnehmen würden. Eine neue Analyse der Wasserproben aus dem Roemislochbach hätte jedoch Gegenteiliges ans Licht gebracht: Erstmals seien über 100 Nanogramm des krebserregenden Schadstoffs Benzidin gefunden worden, so die Gemeinde. Philip Hofmann, zuständiger Gemeinderat von Allschwil, sagt dazu: «Benzidin ist nachweislich krebserregend.» Zudem fand das mit der Analyse beauftragte Kantonslabor Basel-Stadt in der Wasserprobe 157 meist hochgiftige Substanzen in einer Gesamtkonzentration von einem Milligramm pro Liter.
Streit eskaliert seit Jahren
Entgegen den Behauptungen der Pharmakonzerne steige die Konzentration der Schadstoffe: «Noch nie hat die Gemeinde Allschwil an dieser Stelle so viele verschiedene Schadstoffe in einer derart hohen Gesamtkonzentration gemessen», ist in der Mitteilung zu lesen. Die Gemeinde habe das Amt für Umweltschutz und Energie Basel-Landschaft (AUE) über die neuen Befunde informiert und die Möglichkeiten der Koordination und Intensivierung der Beprobung im Mülibach besprochen. Gemäss Hofmann wartet die Gemeinde noch auf eine Rückmeldung des AUE.
Die Kontroverse um die ehemalige Deponie Roemisloch dauert bereits einige Jahre. Die von BASF, Novartis und Syngenta getragene Interessenvertretung «Groupement d’intérêts pour la securité des décharges de la Région bâloise (GI DRB), gab dazu an einer Pressekonferenz vor einem Jahr folgendes Statement ab: «Es gibt keine Gefährdung für Mensch und Umwelt.» Die vorgefundene Restbelastung im Bodenmaterial sei üblich.
Erneute Sanierung gefordert
Die Gemeinde sieht dies anders. Die enorm hohe Schadstoffkonzentration zeige, dass die Chemiemülldeponie Roemisloch auch elf Jahre nach Abschluss der Sanierungsarbeiten noch immer ein Sanierungsfall sei: «Die jetzt gefundene Menge ist gleich hoch wie die Schadstoffkonzentration, welche die Industrie im Jahr 2001 gefunden hatte», so die Mitteilung. Daher könne von einer fachgerechten Sanierung keine Rede sein. Die Gemeinde Allschwil fordere deshalb insbesondere vom Pharmakonzern Novartis, die Gefahr für Mensch und Umwelt zu beseitigen, und als Sofortmassnahme sei das stark kontaminierte Wasser unterhalb der Deponie aufzufangen und zu reinigen.
Auf den Vorwurf angesprochen, reagiert die GI DRB folgendermassen: «Wir halten an dieser Stelle fest, dass die französischen Behörden der GI DRB klar attestiert haben, dass alle Auflagen und Verpflichtungen aus der Sanierungsverfügung zur damaligen Deponie Roemisloch erfüllt wurden. Die Sanierung und Nachsorge der ehemaligen Deponie Roemisloch ist demnach auch aus Sicht der französischen Behörden abgeschlossen.»
Nach der Sanierung sei ein umfassendes Nachsorgeprogramm mit regelmässigen Messungen umgesetzt worden. Alle Messungen hätten die für die Nachsorgephase zu erwartenden Ergebnisse ergeben. Zudem hätten die zuständigen Behörden diese Messungen überprüft und die Messergebnisse nie beanstandet, ist im Statement weiter zu lesen.
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