«Albtraum-Nacht in der Villa Arcore»
Der Ruby-Prozess in Mailand ist zwar unterbrochen, es werden aber neue Details der Partys von Silvio Berlusconi bekannt. Zwei Zeuginnen erzählen erstmals, wie sie ein Bunga-Bunga-Fest erlebt haben.
Silvio Berlusconi spricht jeweils von netten Abendessen, wenn er auf seine Feste in einer seiner Villen angesprochen wird. Bei ihm seien zwar viele junge Frauen zu Gast, es gebe aber keine ausschweifenden Sex-Partys, sagt der italienische Ministerpräsident. Und er reisst gerne Witze über «Bunga Bunga», die erotischen Spiele bei seinen Festen. Was «Bunga Bunga» ist und wie die Partys von Berlusconi ungefähr ablaufen, erzählten Ambra Battilana und Chiara Danese der Mailänder Staatsanwaltschaft.
Die beiden jungen Frauen sagten angeblich freiwillig als Zeuginnen aus, weil sie die «Albtraum-Nacht» in Berlusconis Villa Arcore bei Mailand schockiert und angewidert habe. Über die Erzählungen von Battilana und Danese berichten nun erstmals grosse Tageszeitungen, darunter «La Repubblica» und «Il Corriere della Sera».
Berlusconi lässt sich «Papi» nennen
Battilana und Danese erzählen von einer Party, die am 22. August 2010 stattfand und zu der Emilio Fede eingeladen hatte. Fede ist ein Berlusconi-Freund und «Tagesschau»-Direktor eines Berlusconi-Senders – und er ist einer von drei Angeklagten im Ruby-Prozess. Den Angeklagten wird Beihilfe zur Prostitution vorgeworfen.
Bei Berlusconi-Partys, die mit einem Abendessen beginnen, gibt es offenbar eine Reihe von Ritualen – was am Verhalten von Frauen, die zu den Stammgästen gehören, erkennbar ist. Der italienische Premier singe Lieder, schäkere mit den Frauen und erzähle obszöne Witze. Gemäss den Medienberichten nennt Berlusconi die jungen Frauen «meine Mädchen» und lässt sich von ihnen «Papi» nennen. Ambra Battilana erzählte, dass ihr das Essen im Hals stecken geblieben sei und die Witze sie irritiert hätten. Sie habe ihre Kollegin Chiara angeschaut und gedacht: «Wo sind wir denn gelandet?» Dabei sei der Anfang des Festes vergleichsweise harmlos gewesen.
«Seid ihr bereit zum ‹Bunga Bunga›?»
Nachdem die jungen Frauen das Wahlkampflied «E meno male che Silvio c'è» («Zum Glück gibt's Silvio») gesungen hätten und dabei um den Tisch getanzt seien, sei es langsam losgegangen. Es sei eine kleine Männerstatue mit riesigem Penis rund um den Tisch gereicht worden. Berlusconi habe die Frauen aufgefordert, den Penis der Statue zu küssen – was diese auch getan hätten. Laut Ambra Battilana entblössten die Frauen ihre Brüste und drückten diese dem «Presidente» ins Gesicht. Sie berührten Berlusconi zwischen den Beinen. Nach einiger Zeit und vielem Gelächter habe dann Berlusconi, sichtlich zufrieden, die Frage gestellt: «Seid ihr bereit zum ‹Bunga Bunga›?»
Dann gings in einen Raum, der an eine Diskothek erinnert. Gemäss den Erzählungen von Battilana und Danese verkleideten sich einige Frauen als Krankenschwestern, andere traten in Reizwäsche auf. Es gab nackte Brüste zu sehen und vulgäre Tänze, auch Auftritte mit Peitschen. Die Berührungen zwischen den tänzelnden Frauen und Berlusconi seien immer intensiver geworden, sie hätten sich gegenseitig an die intimen Stellen gegriffen. Laut Partygast Chiara Danese ist das «das Spiel, das Berlusconi ‹Bunga Bunga› nennt», wie die «Repubblica» berichtet.
Das war dann genug: Den Rest des Abends und insbesondere Sex mit dem Gastgeber wollten Chiara Danese und Ambra Battilana nicht erleben. Sie verliessen vorzeitig die Berlusconi-Party. Emilio Fede, der die beiden 18-jährigen Frauen eingeladen hatte, machte ihnen klar, dass sie wohl nie die Chance erhalten würden, Wetterfee im Fernsehen zu werden oder eine Miss-Wahl zu gewinnen.
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