Albino-Frau wurde zum Verkauf angeboten
In Tansania wurde ein Mann verhaftet, der seine Frau verkaufen wollte. Als Albino wäre sie wohl getötet worden, um aus ihr Zaubertränke zu machen.
Der Handel schien perfekt. Nach langem Hin und Her waren sich Käufer und Verkäufer einig geworden. Die zwei Geschäftsleute aus dem Kongo boten mit umgerechnet rund 3000 Franken einen anständigen Preis, im Gegenzug wollte der Fischer aus Tansania ihnen seine Albino-Ehefrau überlassen.
Dank einem Hinweis konnte die Polizei eingreifen, bevor der makabre Handel abgeschlossen war, wie die Zeitung «Daily News» aus Tansanias Hauptstadt Dar es Salaam diese Woche berichtete. Nun sitzt der Ehemann im Gefängnis. Die Frau, die nichts von seinen bösen Absichten ahnte, ist gebrochenen Herzens zu ihren Eltern zurückgekehrt. Und die Menschenhändler sind entkommen.
Zauber für Reichtum und Liebe
Albinos müssen in Tansania mehr und mehr um ihr Leben fürchten. Seit Beginn dieses Jahres sind mindestens 27 von ihnen – Erwachsene und Kleinkinder – entführt, brutal ermordet, ausgeblutet und mit abgehackten Gliedern aufgefunden worden. Denn hartnäckig hält sich der Irrglaube, dass sich aus den Körperteilen und dem Blut der bleichen «Zerus» (Swahili für Gespenster) besonders potente Zaubertränke herstellen lassen, die Reichtum versprechen, Erfolg und ewige Liebe.
Lange wurde die Polizei verdächtigt, diese Ritualmorde mit Nachsicht zu behandeln. Doch im April hat Präsident Jakaya Kikwete ein hartes Durchgreifen angeordnet. Seither sind rund 170 Medizinleute verhaftet und verschiedene Aufklärungskampagnen lanciert worden. Darin wird betont, dass der mörderische Aberglaube eine «dumme» und «neumodische Sache» sei und mitnichten Teil der tansanischen Kultur.
Kikwete hat zudem eine Albino-Frau ins Parlament berufen. Die kämpferische Shymaa Kway-Gee fordert von der Regierung grössere Mittel, um für Albinos mit ihren besonderen Bedürfnissen sorgen zu können.
Albinismus ist eine seltene Pigmentstörung, die über ein rezessives Gen vererbt wird und durchschnittlich eine von 20'000 Personen betrifft. Sie leiden, des fehlenden Pigmentschutzes wegen, besonders oft an Hautkrebs und Augenkrankheiten.
Quer durch Afrika leben Albinos am Rande der Gesellschaft. Sie werden für unsterbliche Geister gehalten oder als von Dämonen besessen angesehen. Sie werden verhöhnt und manchmal von ihrer eigenen Familie verstossen. «In Afrika als Albino auf die Welt zu kommen, ist eine Tragödie», sagt der malische Starmusiker Salif Keita, der selber vom Albinismus betroffen ist. Sein internationaler Durchbruch hat ihm auch in Afrika Respekt verschafft. Das will Keita nun nutzen: vor kurzem hat er eine Stiftung gegründet, die Fondation Salif Keita (FSK). Deren Ziel ist es, «die schleichende umgekehrte Apartheid» zu bekämpfen, welcher «die Schwarzen mit der weissen Haut» zum Opfer fallen.
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