Al-Qaida hat Paketbomben-Angriff geprobt
Nach Medieninformationen aus Washington hat die jemenitische al-Qaida bereits vor Wochen eine Paketserie um die Welt geschickt – als Test.
Das Terrornetzwerk al-Qaida hat möglicherweise schon im September eine Probelauf für die vergangene Woche verhinderten Anschläge mit Paketbomben unternommen. Der US-Geheimdienst fing Mitte September drei verdächtige Pakete ab, wie aus Regierungskreisen in Washington verlautete.
Die Sendungen seien vor ihrem Eintreffen am Zielort Chicago beschlagnahmt worden. Unter anderem seien Bücher und Dokumente sichergestellt worden, die aus heutiger Sicht vermutlich von al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) stammten. Offenbar habe die militante Gruppe damit die Möglichkeiten für einen Anschlag durch Luftfracht testen wollen, sagte die Gewährsperson. Sprengstoff hätten die Pakete nicht enthalten, hiess es.
Die in der vergangenen Woche beschlagnahmten Paketbomben waren offenbar im Jemen in die Luftpost gegeben worden. Eine wurde unbemerkt in Köln-Bonn umgeladen und erst in England nach einem Hinweis saudiarabischer Behörden angefangen worden. Sie hatten den US-Behörden die Frachtbriefnummern der verdächtigen Pakete übermittelt. Die andere Sendung wurde in Dubai sichergestellt.
«Ganze Paletten können nicht in einem Arbeitsgang gescannt werden»
Der Weltluftfahrtverband IATA hat unterdessen grosse Lücken im internationalen Luftfrachtverkehr beim Schutz vor Terroranschlägen beklagt. «Ganze Paletten oder Container können bis heute nicht in einem Arbeitsgang gescannt werden», sagte IATA-Präsident Giovanni Bisignani am Dienstag auf einer Sicherheits-Fachkonferenz in Frankfurt am Main. Entsprechende technische Verfahren könnten zügig realisiert werden, nötig sei dazu aber der Druck von Regierungen und nationalen Luftfahrtbehörden. Heikelster Punkt im Frachtverkehr sei der Weg des Stückguts vom Versender zum Flughafen.
Anders als an Umschlagplätzen für Schiffsverkehr müsse bei Sicherheitskontrollen an Flughäfen auf eine Technik mit hohen Dosen an Röntgenstrahlen und Radioaktivität verzichtet werden, führte der IATA-Chef aus. Bisignani verwies auf das von seinem Verband entwickelte E-Freight-System, bei dem Frachtpapiere durch einen Chip ersetzt werden.
Jemen wirft Deutschland «Kollektivbestrafung» vor
Die jemenitische Regierung hat die Sperrung des deutschen Luftraums für Flugzeuge aus dem arabischen Land als übertrieben kritisiert. Ein Sprecher äusserte am Dienstag in Sanaa «Bedauern und Erstaunen» über die Entscheidung und sprach von einer «Kollektivbestrafung». Eine derartige «übereilte und übertriebene Reaktion» werde sich negativ auf Jemens Bemühungen im Kampf gegen den Terrorismus auswirken, erklärte ein jemenitischer Regierungsvertreter.
Nach dem Fund von zwei Paketbomben aus dem Jemen steht die Regierung in Sanaa unter besonderem Druck, entschlossener gegen das Terrornetzwerk vorzugehen. Vor diesem Hintergrund begann am Dienstag ein Prozess gegen den in den USA geborenen radikalen Geistlichen Anwar al-Awlaki. Das Verfahren gegen den Hassprediger, den die USA zum Führungszirkel von al-Qaida im Jemen zählen, wird in Abwesenheit des Angeklagten geführt.
dapd/oku
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