AKW Gösgen soll diese Woche wieder ans Netz gehen
Wegen eines Lecks war das AKW Gösgen vom Stromnetz getrennt worden. Die Reparaturarbeiten sind im Gang.

Das Atomkraftwerk Gösgen SO dürfte noch diese Woche wieder ans Netz gehen. Die Reparaturarbeiten haben bereits begonnen; die Leckstelle wurde zuvor an einer Messleitung lokalisiert. Derzeit sind erstmals alle fünf Schweizer AKW vom Netz getrennt.
«Wir gehen davon aus, dass das schadhafte Teilstück ersetzt werden muss», sagte der Sprecher des Kernkraftwerks Gösgen, Konstantin Bachmann. Wie lange die Reparatur dauere, lasse sich noch nicht genau sagen. «Maximal aber nur wenige Tage». Diese Messleitung liege im nicht-nuklearen Turbinenkreislauf.
Test für alle Betriebssysteme
Sei die Reparatur beendet, müssten alle Betriebssystem des Kraftwerks erfolgreich getestet werden. Danach muss das Eidg. Nuklearinspektorat ENSI noch die Freigabe erteilen.
Gibt es grünes Licht, wird das Kraftwerk sukzessive hochgefahren. Bis das AKW wieder eine Leistung von 100 Prozent erreicht hat, dauert es bis zu einen Tag, wie Bachmann weiter sagte.
In AKW Gösgen war am Sonntag um 21 Uhr damit begonnen worden, die Leistung kontinuierlich herunterzufahren. Um Mitternacht in der Nacht zum Montag wurde es vom Stromnetz getrennt.
Block 1 in Beznau auf Prüfstand
Seit Freitag produziert auch Block 2 des AKW in Beznau AG keinen Strom mehr. Die Revision ist auf vier Monate angesetzt. Block 1 ist bereits seit März abgestellt. Grund sind Unregelmässigkeiten im Material des Reaktordruckbehälters. Nun muss geklärt werden, ob die Sicherheit für einen Weiterbetrieb noch gewährleistet ist.
Gemäss dem ENSI dauern die Arbeiten noch länger als geplant. Block 1 soll nun erst im ersten Quartal 2016 wieder ans Netz gehen. Im Juli war man noch von einer Wiederinbetriebnahme mit drei Monaten Verzögerung bis Ende Oktober ausgegangen. Block 1 in Beznau ist das älteste kommerziell betriebene AKW der Welt. Er ist seit 1969 in Betrieb.
Auch die AKW Leibstadt und Mühleberg wurden bereits für die Jahresrevision vom Netz genommen. Gemäss dem Bundesamt für Energie betrug 2014 der Anteil Atomenergie am Produktionsmix für Strom in der Schweiz 37,9 Prozent.
Strom fliesst dennoch
Trotz der unerwarteten zusätzlichen Abschaltung in Gösgen kam es zu keinen Stromunterbrüchen. Die Versorgung habe aufrecht erhalten werden können, teilte die nationale Übertragungsnetzbetreiberin Swissgrid mit.
Zur Absicherung hielten die Stromerzeuger immer genügend Reservekapazitäten bereit. Deswegen habe die Abschaltung in Gösgen «keine erheblichen Auswirkungen auf die Situation im Stromnetz». Diese sei «völlig normal».
Die Produktion werde durch andere Kraftwerke kompensiert. Die Wasserkraftwerke produzierten derzeit viel Strom. Zugleich liege der Verbrauch «auf einem für den Sommer üblichen, tiefen Niveau».
Mythos Stromlücke?
Swissgrid warnte, dies dürfe «nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein Wegfall der Schweizer Kernkraft über einen längeren Zeitraum die Schweizer Stromversorgung vor erhebliche Herausforderungen stellen würde».
Im Winter nimmt der Verbrauch zu. Dann hängt die Stromversorgung stärker von den AKW ab. «Im Sommer exportiert die Schweiz Strom, im Winter muss sie wegen des höheren Verbrauchs dagegen Strom importieren», sagte der Sprecher des Verbands Schweizerischer Energieunternehmen, Guido Lichtensteiger, dazu.
Die Umweltorganisation Greenpeace schrieb in einer Mitteilung, dass dank der erhöhten Produktion aus erneuerbarer Energie und dem tieferen Verbrauch im Sommer «die Schweiz gegenwärtig nicht einmal auf Stromimporte angewiesen» sei. Diese Lage «zerstört den Mythos der Stromlücke». Sie zeige, die Stromversorgung sei auch ohne Atomstrom gesichert ist.
SDA/woz
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