Ai Weiwei lobt London und kritisiert Peking
Den positiven Reaktionen auf die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in London schloss sich Ai Weiwei an. Mit dem Lob verband der chinesische Künstler Kritik an den Olympischen Spielen in Peking.
Ein ehrliches und menschliches Porträt sei die Eröffnungsfeier von Danny Boyle gewesen, meint der chinesische Künstler Ai Weiwei in seinem Beitrag für die britische Tageszeitung «Guardian»: «Hier ging es um Grossbritannien.» Die Geschichte des Landes sei gezeigt worden mit Fokus auf die Menschen, auf «ihre Leidenschaft, ihre Hoffnung, ihren Kampf». Die auftretenden Leute seien nicht Schauspieler gewesen, «sondern normale Leute, die zur Gesellschaft beitragen». Alle hätten ihren Moment gehabt, von James Bond und der Königin bis zur Krankenschwester im Spital.
«Eine Nation ohne Musik und ohne Geschichten ist eine Tragödie.» Die Feier spielte die Musik und erzählte die Geschichte und gab so ein authentisches Bild des britischen Charakters, voller Humor und Stolz.
Eine Party, die den Gastgebern nicht gefiel
Dagegen stellte er die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele 2008 in Peking, die nur ein Versuch gewesen sei, China der Welt möglichst positiv zu zeigen. Es ging nicht um das echte China, sondern um eine Maske, die die Partei vorgegeben hatte. «Sie versuchten, für die ganze Welt eine Party zu schmeissen, aber ihnen als Gastgebern gefiel sie gar nicht.» Vor allem die Eröffnungsfeier sei ein monumentales Spektakel ohne Menschlichkeit gewesen, welche die grossen Formationen zeigte, aber nicht den einzelnen Menschen. Auch in China war mit Zhang Yimou («House of Flying Daggers», «Flowers of War») ein bekannter Filmregisseur am Werk, der aber den «human touch» nicht einbringen konnte oder durfte. So sei es keine Reflexion des Landes China gewesen, sondern nur des Nationalismus der Partei.
Ob die chinesischen Behörden das gerne lesen? Ai Weiwei zeigt auf jeden Fall Mut, sitzt er doch immer noch in China fest. Er wurde freigelassen unter der Auflage, sich nicht in den Medien zu äussern. Doch seine Kritik ist nicht ganz neu: Nachdem er anfänglich am Bau des Nationalstadions von Herzog & de Meuron in Peking beteiligt gewesen war, zog er sich später zurück. Schon damals sagte er, dass die Olympischen Spiele 2008 ein leeres Ereignis der Regierung, aber nicht des Volkes gewesen seien.
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