Ahmadinejad verurteilt gewalttätige Proteste
Der umstrittene iranische Präsident hat sich gegen den aktuellen Aufruhr in der islamischen Welt ausgesprochen. Er lehne «jede Form von Extremismus», aber auch den «Missbrauch der Meinungsfreiheit» ab.

Der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad hat das in den USA produzierte islamfeindliche Schmähvideo kritisiert. Zugleich rief er die Muslime zur Mässigung auf. «Wir verurteilen jede Form von Extremismus», sagte Ahmadinejad am Sonntag dem US-Fernsehsender CNN. Der Iran verurteile «jedes provozierende Handeln, das die religiösen Gedanken und Gefühle aller Menschen verletzt».
«Den Heiligen Propheten zu beleidigen ist ziemlich widerlich», sagte er. «Das hat wenig oder gar nichts mit Freiheit und Meinungsfreiheit zu tun. Das ist die Schwäche und der Missbrauch der Freiheit, und in vielen Fällen ist es ein Verbrechen.»
Angesprochen auf das Kopfgeld von 100'000 Dollar, das ein pakistanischen Minister auf den Macher des Films «Die Unschuld der Muslime» ausgesetzt hatte, verlangte Ahmadinejad Zurückhaltung. «Wir möchten nicht, dass irgendwo auf der Welt irgendjemand für irgendeinen Grund sein Leben verliert oder getötet wird.»
Iran schränkt Zugang zum Internet ein
Zugleich nahm der Iran das Mohammed-Schmähvideo zum Anlass, den Internetzugang seiner Bürger einmal mehr einzuschränken. Am Montag wurde der Zugang zum Mail-Dienst von Google gesperrt. Das sei eine Reaktion auf das Mohammed-Schmähvideo, meldete die Nachrichtenagentur Mehr. Die Regierung habe auf Wunsch seiner Bürger gehandelt, hiess es. Das Video war über die Google-Tochter Youtube ins Internet gestellt worden.
Der Mail-Dienst von Google ist im Iran weit verbreitet. Derzeit sind etwa mehr als fünf Millionen Web-Adressen im Iran blockiert, darunter Facebook. Schon seit längerem plant Teheran ein nationales und «sauberes» Internet für den Iran.
Pakistan distanziert sich von Minister
Das islamfeindliche Machwerk «Unschuld der Muslime» aus den USA war just kurz vor dem Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001 in der islamischen Welt verbreitet worden. Es löste Strassenproteste aus, bei denen über 50 Menschen starben. Alleine am Freitag waren in Pakistan 21 Menschen getötet worden, als die Polizei auf Gewalt mit Gewalt reagierte.
Für Schlagzeilen sorgte auch der Mordaufruf des pakistanischen Eisenbahnministers Ghulam Ahmad Bilour vom Samstag. Dessen Regierung und Bilours Nationale Partei Awami (ANP) distanzierten sich umgehend vom Minister.
Das USA-Aussenministerium verurteilte den Mordaufruf: Der Film sei «beleidigend, ekelhaft und verwerflich» aber keine «Rechtfertigung für Gewalt». Der Mordaufruf sei «aufrührerisch und unangemessen».
Proteste reisse nicht ab
Auch zwei Wochen nach Beginn der Proteste gegen den anti-islamischen Schmähfilm ebben die Demonstrationen in der muslimischen Welt kaum ab. Am Montag gingen Gläubige in Sri Lanka, Aserbeidschan und Nigeria gegen Beleidigungen des Propheten Mohammed auf die Strasse. In Sri Lankas Hauptstadt Colombo blockierten mehr als 5000 Muslime eine der Hauptstrassen und forderten die USA auf, den Film «Innocence of Muslims» (Unschuld der Muslime) zu verbieten und dessen Macher zu bestrafen. Sie riefen auch zum Boykott amerikanischer Marken wie Coca-Cola und McDonald's auf.
In der nordnigerianischen Stadt Kaduna marschierten mehrere hundert Menschen durch die Strassen und hinterliessen Parolen wie «Tod den Amerikanern, Toden den Israelis» an Wänden. In Aserbeidschan löste die Polizei eine Demonstration in der Hauptstadt Baku auf, wo einige Dutzend Muslime vor der französischen Botschaft protestierten, um ihren Ärger über die Mohammed-Karikaturen in der Satirezeitschrift «Charlie Hebdo» öffentlich zu machen. Nach offiziellen Angaben wurden 13 Menschen festgenommen.
Mehrere Messer in Wohnung gefunden
Derweil hat ein französischer Antiterror-Richter ein Ermittlungsverfahren gegen einen jungen Mann eingeleitet, der die Verantwortlichen der französischen Satire-Zeitung «Charlie Hebdo» bedroht haben soll. Der 18-Jährige, der am Mittwoch im südöstlichen Toulon festgenommen worden war, soll seine Drohungen im Internet-Sozialnetzwerk Facebook geäussert und dies in der Untersuchungshaft bestätigt haben, wie aus Justizkreisen gestern verlautete. In seiner Wohnung habe die Polizei mehrere Messer gefunden.
Ein etwa 40-jähriger Mann, der am Samstag in La Rochelle festgenommen worden war, kam dagegen wieder auf freien Fuss. Er soll auf einer islamistischen Website gefordert haben, den Leiter von «Charlie Hebdo» zu köpfen. Die polizeilichen Ermittlungen gegen den Mann laufen jedoch weiter.
Die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen durch «Charlie Hebdo» am Mittwoch war bei Muslimen in Frankreich und in anderen Ländern auf Empörung gestossen. Aus Angst vor gewaltsamen Protesten hatte die Regierung in Paris daraufhin verstärkte Sicherheitsvorkehrungen für französische Einrichtungen angeordnet. Botschaften, Konsulate, französische Schulen und Kulturzentren in rund 20 muslimischen Ländern blieben am Freitag ganz geschlossen.
SDA/rbi
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