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Das Hakkani-Netzwerk - Afghanistans gefürchtetste Miliz
Das Hakkani-Netzwerk – Afghanistans gefürchtetste Miliz
Wie soll die Regierung der Taliban aussehen? Unter den Regierungsanwärtern ist auch ein Vertreter eines Netzwerkes, das für tödliche Terroranschläge verantwortlich gemacht wird.
Das Netzwerk spielt eine wichtige Rolle im Land: Anas Hakkani (r.) unterhält sich in Kabul mit Abdullah Abdullah.
Foto: Taliban via AP/Keystone (18. August 2021)
In der afghanischen Hauptstadt Kabul beraten derzeit Anführer der Taliban über die künftige Regierung des Landes. Unter ihnen befindet sich auch ein Vertreter des gefürchteten Hakkani-Netzwerks, dem einige der tödlichsten Terroranschläge der vergangenen Jahre zugeschrieben werden. Trotzdem oder gerade deswegen wird das Netzwerk im Afghanistan der Taliban voraussichtlich eine wichtige Rolle spielen.
Die mysteriöse Gruppe wurde von Jalaluddin Hakkani gegründet, der in den 1980er Jahren als Jihad-Kämpfer gegen die sowjetische Besatzung bekannt wurde. Er galt dem US-Geheimdienst CIA und US-Verbündeten wie Pakistan als wertvoller Kontakt, während diese die afghanischen Mujaheddin mit Waffen und Geld versorgten.
Während dieser Zeit knüpfte Jalaluddin Hakkani enge Beziehungen zu Jihadisten aus dem Ausland, darunter auch Osama bin Laden. Schliesslich schloss er sich den Taliban an, die 1996 die Macht am Hindukusch übernahmen und übte ein Ministeramt aus, bis die Islamisten 2001 von einer US-geführten Mission gestürzt wurden. 2018 verkündeten die Taliban den Tod von Jaluddin Hakkani nach langer Krankheit. Daraufhin übernahm sein Sohn Sirajuddin Hakkani die Führung des Netzwerks.
Als halbautonom eingeschätzt
Wegen der finanziellen und militärischen Stärke der Hakkanis sowie ihrem Ruf für Skrupellosigkeit wird die Organisation als halbautonom innerhalb der Taliban eingeschätzt. In den vergangenen Jahren wurde sie zunehmend sichtbar: 2015 machten die Taliban Sirajuddin Hakkani zu ihrem Vize-Chef.
Sein jüngerer Bruder Anas, der von der vorigen Regierung zum Tode verurteilt worden war, führte nach dem Fall von Kabul am vergangenen Wochenende Gespräche mit dem ehemaligen Präsidenten Hamid Karsai und Regierungsmitglied Abdullah Abdullah. Das Netzwerk steht im Verdacht, 2008 einen Anschlag auf Karsai verübt zu haben.
Tödliche Anschläge und Entführungen
Dem Hakkani-Netzwerk werden einige der tödlichsten Anschläge der vergangenen Jahre vorgeworfen. Es gilt in den USA als Terrorgruppe und wurde mit UNO-Sanktionen belegt. Bei den Angriffen kommen sehr häufig Selbstmordattentäter zum Einsatz. Zu den Zielen zählten in der Vergangenheit auch militärische Einrichtungen und Botschaften. Ausserdem entführten die Extremisten häufig Staatsbürger westlicher Staaten, um Lösegeld oder den Austausch von Gefangenen zu erpressen.
Dem Netzwerk werden Verbindungen zum pakistanischen Militär und Geheimdienst zugeschrieben, was die Regierung in Islamabad bestreitet. Seine Angehörigen sollen sich über viele Jahre im grenznahen Stammesgebiet Nord-Waziristan in Pakistan versteckt und von dort aus Anschläge auf die Nato-Truppen in Afghanistan organisiert haben.
Kopfgelder in Millionenhöhe ausgesetzt
Die Hakkani-Kämpfer gelten als die am besten für den Kampf aufgestellten Truppen der Taliban sowie als Verbindung zum Terror-Netzwerk al-Qaida. Ihnen wird eine wichtige Rolle bei der Bildung einer neuen Regierung in Kabul zugesprochen: Mindestens zwei ihrer Anführer befanden sich zum Auftakt der Gespräche über eine neue Regierung in Kabul.
Die Freilassung von Anas Hakkani im Jahr 2019 gilt als entscheidender Schritt für den Beginn der direkten Gesprächen zwischen USA und den Taliban über einen Truppenabzug. Sirajuddin Hakkani schrieb damals sogar einen Beitrag in der «New York Times» zu den Positionen der Taliban bei den Friedensgesprächen in Doha. Dabei verschwieg er jedoch die gewalttätigen Seiten der Organisation. Sowohl auf Anas als auch auf Chalil, seinen Onkel, sind von den USA Kopfgelder in Millionenhöhe ausgesetzt.