Afghanen bewarfen US-Stützpunkt mit Brandsätzen
US-Soldaten sollen im Stützpunkt Bagram Koran-Bücher verbrannt haben. Während Stunden demonstrierten tausende Afghanen vor der Basis. Derweil fielen drei Nato-Soldaten einem Anschlag zum Opfer.
Berichte über Koran-Verbrennungen durch NATO- Soldaten haben in Afghanistan wütende Proteste ausgelöst. Tausende Afghanen belagerten den grössten US-Stützpunkt in Bagram und warfen Brandsätze. Nach Angaben eines Polizisten beteiligten sich mehr als 2000 Demonstranten an den Protesten vor der US-Basis, die rund 60 Kilometer nördlich von Kabul gelegen ist. Bei den Angriffen wurde eines der Lagertore in Brand gesetzt.
Die Demonstranten riefen «Tod den Amerikanern» und «Tod den Ungläubigen». Sicherheitskräfte schossen von einem Wachturm aus mit Gummikugeln in die Menge; dabei wurden mehrere Demonstranten verletzt. Die Sicherheitskräfte brachten bis zum Nachmittag die Lage unter Kontrolle.
Auch in Kabul gingen nach Angaben eines Polizeisprechers in der Nähe mehrerer NATO-Stützpunkte rund 500 wütende Demonstranten auf die Strasse. Auch diese Proteste waren am Nachmittag beendet.
Drei Nato-Soldaten getötet
Bei einem Bombenanschlag in Afghanistan sind drei Nato-Soldaten getötet worden. Wie das Militärbündnis mitteilte, detonierte im Süden des Landes ein am Strassenrand platzierter Sprengsatz. Über die näheren Hintergründe sowie zur Nationalität der Opfer wurden zunächst keine Angaben gemacht.
US-Verteidigungsminister und ISAF entschuldigen sich
US-Verteidigungsminister Leon Panetta sah sich inzwischen zu einer Entschuldigung genötigt. Es handle sich um einen «höchst bedauerlichen Zwischenfall», den er aufs schärfste verurteile, stellte Panetta in einer schriftlichen Erklärung klar.
Zuvor hatte sich bereits der Oberkommandierende der Nato-geführten Afghanistantruppe ISAF, General John Allen, bei Präsident Hamid Karzai, der Regierung und dem «edlen Volk von Afghanistan» für den Vorfall entschuldigt und eine umfassende Untersuchung angeordnet.
Die Soldaten hätten nicht vorsätzlich gehandelt. Nach seinen Worten wurde «eine grosse Zahl von islamischem religiösen Material, darunter Koran-Ausgaben, auf unangemessene Art entsorgt». Was genau damit gemeint ist, erklärte Allen nicht.
«Sobald wir von den Vorgängen erfuhren, griffen wir ein und stoppten sie. Die betroffenen Dokumente werden von den zuständigen religiösen Autoritäten angemessen behandelt», erklärte der US- General.
Die Sprecherin der Regierung der Provinz Parwan, Roschana Chalid, erklärte, auf der US-Basis arbeitende Afghanen hätten angebrannte Koran-Exemplare von dort mitgebracht. Ein afghanischer Polizist sagte, US-Soldaten hätten in dem Lager mehrere islamische Bücher angezündet, darunter auch Koran-Ausgaben.
Antiamerikanische Proteste
Ähnliche Vorfälle lösten in der Vergangenheit immer wieder gewaltsamen Proteste aus. Bei tagelangen Kundgebungen gegen die Koran-Verbrennung durch den radikalen US-Pastor Terry Jones in Florida waren im vergangenen April 23 Menschen getötet worden, darunter sieben ausländische UNO-Mitarbeiter. In dem streng islamischen Land steht auf Beleidigung der Religion die Todesstrafe.
Im Januar hatte ein Internetvideo, in dem US-Soldaten offenbar auf die Leichen getöteter Aufständischer in Afghanistan urinieren, für Empörung gesorgt. Zwar gab es in dem Land zunächst keine Proteste; nur wenige Tage später tötete aber ein afghanischer Armeeangehöriger vier französische Soldaten und sagte im Verhör aus, aus Wut über die Leichenschändung gehandelt zu haben.
2005 hatte ein später zurückgezogener Medienbericht über eine angebliche Schändung des Korans im US-Gefangenenlager Guantánamo schwere antiamerikanische Proteste ausgelöst. Bei Unruhen waren damals in Afghanistan und Pakistan insgesamt 17 Menschen gestorben.
SDA/kpn/bru
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