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Sinéad O'Connor ist so wechselhaft wie das irische Wetter.

Seit der Veröffentlichung ihres weltweit erfolgreichen Debütalbums «The Lion And The Cobra» (1987) hat es Sinéad O'Connor immer wieder geschafft, andere Menschen zu verstören und zu verärgern. Mit Prince, dem die irische Sängerin ihren grössten Hit «Nothing Compares 2 U» (1990) verdankt, will sich O'Connor einmal geprügelt haben. Ihr Auftritt 1992 in der Fernsehsendung «Saturday Night Live», bei dem O'Connor vor den Augen eines Prime-Time-Publikums ein Bild von Papst Johannes Paul II. zerstückelte, ist in die amerikanische Mediengeschichte eingegangen.
Letzte Woche überraschte O'Connor mit der Nachricht, sie sei zum Islam konvertiert. Ab sofort heisse sie Shuhada' Davitt, vermeldete O'Connor über Twitter, gleichzeitig veröffentlichte sie Bilder von sich mit Kopftuchbedeckung. Dabei war O'Connor allen Religionen bislang kritisch gegenübergestanden. Gott brauche keine Boten, sagte sie einst, das habe schon Jesus verkündet.
Für die früher als Sinéad O'Connor bekannte Künstlerin symbolisiert der Übertritt zum Islam vielleicht eine Reinwaschung vom Katholizismus und dem Missbrauch, den die Kirche lange geduldet hat. In ihrer Jugend hatte O'Connor selber Missbrauch erfahren, als Weltstar hat sie sich konsequent für die dadurch Geschädigten eingesetzt. Die Zerstückelung des Papst-Bilds bei «Saturday Night Live» war denn auch der vorläufige Höhepunkt ihrer Aktivistenarbeit.
Gegenüber den Medien schlug O'Connor eine strenge Gangart ein, aber privat kam sie nicht zur Ruhe. Viermal war sie verheiratet, immer wieder unterzog sie sich stationären psychiatrischen Behandlungen, in den letzten Jahren erschreckte sie Freunde und Geschäftspartner mit suizidalen Andeutungen und unangekündigten Absenzen.
Bei allen Wirrungen gab es in O'Connors Leben eine Konstante. Sie sprach sich immer für die Rechte der Frauen aus. Man wäre darum überrascht, würde sie als Shuhada' Davitt eine antifeministische Spitzkehre vollziehen. Wie es mit O'Connors Musikerkarriere weitergehen wird, weiss zurzeit niemand. Würde sich Shuhada' Davitt jetzt aus dem Musikgeschäft zurückziehen, wäre es nicht das erste Mal. Zum eigenen Abschiedskonzert 1993 im Zürcher Hallenstadion ist O'Connor dann doch nicht erschienen. Die Pepe Lienhard Band, die das Repertoire allein einstudiert hatte, stand ohne Auftraggeberin da.
Nicht umsonst sagt man von O'Connor, sie sei so wechselhaft wie das irische Wetter. Wer den trüben Regen nicht verträgt, müsse nur ein bisschen warten, dann werde sich dieser schon in strahlenden Sonnenschein verwandeln. Wenn man sich bei Sinéad O'Connor eines sicher sein kann, dann dies: Bei ihr ist nichts sicher.
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