Ägypten braucht weniger Hokuspokus – und mehr Politik
Offenbar will der ägyptische Armeechef Abdel Fattah al-Sisi der nächste Präsident des Landes werden. Auf seinen Schultern lastet nun eine grosse Verantwortung.

Neben das wetttaugliche Warten auf die Präsidentschaftskandidatur von Ägyptens Armeechef Abdel Fattah al-Sisi ist in den lokalen Medien inzwischen eine andere Beschäftigung getreten: Die Erörterung, warum er bislang nicht kandidiert hat. Auch seine heutige Erklärung war ja immer noch nicht jene feierliche Deklaration mit Donner, Blitz und Feuerwerk, der seine Anhänger seit Monaten entgegenfiebern.
Eine der jüngsten Varianten ventiliert nun den enormen Finanzbedarf für Sisis Programm, auch wenn beinharte Anhänger behaupten, er brauche gar keines, der Mann sei bereits das Programm. Die anvisierten Finanziers am Golf zögerten, heisst es, deshalb zögere Sisi eben auch. Zudem sorge er sich, dass nach seinem Ausscheiden aus der Armee eine riskante Dynamik in Gang komme, so eine ägyptische Zeitung.
«Eine Beleidigung» Ägyptens
Der arme Mann. So viel Verantwortung auf zwei bald womöglich nicht mehr uniformierten Schultern. Und so überraschend. Dass die Wirtschaft ächzt, dass die Armee sich verändern wird, klar, das waren Entwicklungen, die noch vor Monaten absolut unvorhersagbar waren. Andererseits haben doch die genialen Wissenschaftler der Armee gerade einen Wunderapparat entwickelt, der Aids, Hepatitis, wer weiss, vielleicht sogar Plattfüsse ohne Nebenwirkungen heilt.
Zugegeben, ein Präsidentenberater nannte diese Quacksalberei «eine Beleidigung» Ägyptens. Aber um die ägyptischen Wirtschaftsdaten des letzten Jahres und die Rivalitäten in der Armee zu erfassen, braucht man keine Zauberkräfte. Weniger Hokuspokus, mehr Politik – was wäre das für ein Fortschritt für dieses strapazierte Volk.
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