
Wenn am 10. Oktober die Türen für die Ausstellung «Gold & Ruhm» öffnen – einer Ausstellung des Historischen Museum Basel – , dann ist es ein Hinweis auf die Exzellenz der Ausstellungsmacher um Kuratorin Sabine Söll und Direktor Marc Fehlmann: Seit langem «betritt» die von Heinrich II. im Jahr 1019 gestiftete, goldene Münster-Altartafel wieder Basler Stadtboden. Das 1,2 auf 1,77 Meter grosse, im Jahr 1833 an die Baselbieter verlorene Goldstück wird im Musée national du Moyen Age (Musée Cluny) in Paris seit 1852 aufbewahrt.
Die weltweit einzige unberührte Altartafel aus dem Hochmittelalter wäre nie als Leihgabe nach Basel gekommen, hätte nicht ihre Sicherheit garantiert werden können und hätte das Ausstellungskonzept nicht überzeugt: Die Ausstellung des Historischen Museums findet denn auch nicht in der Barfüsserkirche statt, wo es hineinregnet, sondern im Kunstmuseum. Leihgaben aus Cleveland, München, Köln, Berlin, Rom und New York – kostbare Goldschmiedearbeiten, Textilien, Elfenbeinschnitzereien – werden die Ausstellung bereichern. Kurz: Die Ausstellung wird die grösste Sache des HMB seit Generationen. Das HMB erlebt eine eigentliche Hochblüte, während das Präsidialdepartement Depots und Ausstellungsräume des HMB über Jahre verrotten lässt.
Eigentlich eine Erfolgsgeschichte
Nimmt man das Tagesgeschäft des HMB unter die Lupe – das Ausstellen und Dokumentieren –, zeigt sich, dass das HMB eigentlich keine Probleme hat. Fehlmann leitete einen Modernisierungsprozess ein – genau jenen, den man sich von ihm erwartet hat, als man ihn nach Basel geholt hat. Nie zuvor sind linke Themen, repräsentiert von Leuten wie Bruno Manser oder Florianne Koechlin, in einer Ausstellung zur Basler Geschichte integriert worden. Nie zuvor hätten die Basler Historiker Migranten selber zu Wort kommen lassen, wenn sie das Thema Migration thematisiert hätten. Aber Fehlmann gelang dieser Schritt, ohne den Basler Daig zu vergraulen. Denn die Mäzene beteiligen sich unter dem neuen Direktor in Rekordhöhe: 5,2 Millionen Franken hat er in zweieinhalb Jahren ins HMB geholt, oder rund 20 Prozent des Budgets, das jährlich 10,2 Millionen Franken umfasst. Der Mann ist mehr als seinen Lohn wert.

Bedrückend wirken hingegen die Aktivitäten um die Abteilung Kultur unter der Co-Leitung der beiden Frauen Katrin Grögel und Sonja Kuhn, an der langen Leine von Elisabeth Ackermann (Grüne) im Präsidialdepartement. Spätestens seit 2017 sind sie umfassend dokumentiert über die Unterfinanzierung von rund 1,1 Millionen Franken des HMB und wissen um den Zustand der Depots und um die Notwendigkeit, eine verluderte Sammlung gesetzeskonform zu erfassen. Seit Dezember 2017 liegt ihnen die Museumsstrategie vor, in der auch das HMB im Kapitel «Bedeutung und Positionierung» beschrieben wird. Es gehört «zu den grössten und bedeutendsten Museen dieser Art in der Schweiz», so will es positioniert sein.
Wachsender Wasserkopf
Vor dem Hintergrund, dass die Basler 28 Millionen Franken für 550 Meter Veloweg ausgeben – ein Betrag, der die Unterfinanzierung des HMB über eine ganze Generation sicherstellen würde –, fragt sich, weshalb die Regierungspräsidentin kein Geld einfordert. Kein Kultur-Insider mag die Antwort öffentlich geben, am wenigsten Ackermann und ihre Abteilung Kultur selber. Ist es die Tatsache, dass Basel das Geld in einen (völlig unnötigen) Bau fürs Naturhistorische Museum steckt und zudem nicht weiss, was mit dem Bau des Antikenmuseums passieren soll, und so das Fuder überladen hat? Oder ist es die Tatsache, dass die Abteilung Kultur unter Vorgänger Philippe Bischof und jetzt Grögel und Kuhn zum Tummelplatz von 19 Angestellten und einer Praktikantin angeschwollen ist (unter Michael Koechlin waren es eine knappe Handvoll Angestellte)? Oder ist es die gefährliche Hilflosigkeit Ackermanns im Haifischbecken der Missgunst, die nicht mehr für einen guten Betrieb des HMB sorgen kann?
Nach Publikation der sowohl entlarvenden wie auch bestätigenden externen Betriebsanalyse lavieren die verantwortlichen Damen, reden von Personalbedarf, um ihn gleich wieder zu negieren, und schieben ihre Unentschlossenheit weiter auf, indem sie eine längst formulierte Strategie neu schreiben wollen. Das zeugt von wenig Fachkompetenz. Das schreckt gute Museumsdirektoren davon ab, nach Basel zu kommen, und führt dazu, dass man sich mit einer Hauslösung vierter Wahl begnügen muss, wie es beim Naturhistorischen Museum geschehen ist.
Blossstellen und in den Rücken fallen
Die Kompetenz in der Abteilung Kultur liegt vielmehr in der Fähigkeit, Intrigen zu spinnen. Ein paar Beispiele: Frau gibt dem Kunstmuseumsdirektor das Plazet, zwei Frauen zu entlassen, die eklatant gegen Sicherheitsvorschriften verstossen haben, um ihn danach öffentlich blosszustellen und ihn die Kündigungen zurückziehen zu lassen. Oder: Die Abteilung Kultur bestellt HMB-Kuratorin und Interims- und Möchtegern-Direktorin Gudrun Piller zu sich, wo man sich über die schlechte Presse zum Zustand der Sammlung beklagt. Tags darauf lässt die Dame in der BaZ unter der Rubrik Einspruch ein Protestschreiben veröffentlichen und fällt Fehlmann in den Rücken. Es sind auch Grögel und Kuhn, die jene Kunstvereine mit Hunderttausenden von Franken alimentieren, in denen sie selber sitzen und dabei Corporate-Governance-Regeln verletzen, wie es die Geschäftsprüfungskommission in diesem Jahr feststellen musste.
Die zweitgrösste Stadt der Schweiz, mit dem grössten Budget für Kunst und Kultur, lässt die Kulturstadt Basel auf Platz 10 absinken, wie ein Städterating der Zeitschrift «Bilanz» ergeben hat. Die wahren Probleme liegen wohl nicht am Barfüsser-, sondern am Marktplatz.
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Abteilung Kultur und Intrigen
Das Präsidialdepartement projiziert die Probleme im eigenen Haus auf das Historische Museum Basel und lenkt von seinem Versagen ab.