«Aber der Teufel kam auch herein»
Vier Tage nach der rassistischen Bluttat ist in der Emanuel A.M.E. Kirche erstmals wieder ein Gottesdienst gefeiert worden.

Mehrere hundert Menschen versammelten sich am Sonntag in und vor der Emanuel A.M.E. Kirche, als vier Tage nach der rassistischen Bluttat erstmals wieder ein Gottesdienst abgehalten wurde. Die Predigt wurde von einem Gast-Pastor gehalten, nachdem der eigentliche Pastor der Kirche ebenfalls von dem Attentäter erschossen worden war.
«Sie waren hier im Haus des Herrn, studierten seine Worte, beteten miteinander», sagte Gast-Pastor Norvel Goff. «Aber der Teufel kam auch herein», sagte er. Dem Täter sei es aber nicht gelungen, den Geist von Liebe und Glauben der Menschen zu brechen.
Als Reaktion auf die Bluttat waren die US-Flagge und die Flagge des Staates South Carolina vor dem Parlament in Columbia auf Halbmast gesetzt worden – nicht aber die rote Südstaaten-Flagge mit dem blauen Sternenkreuz. Dazu hätte das Parlament von South Carolina seine Zustimmung geben müssen, lautete die offizielle Begründung.
Entfernung der Flagge verlangt
Tausende Menschen zogen am Samstag zu der Flagge und verlangten ihre Entfernung. «Wir können uns nicht länger leisten, diese Flagge hier stehen zu lassen», sagte die 95-jährige Aktivistin Sarah Leverette. Die Fahne sei ein Leuchtsignal für diejenigen, die «bösen Überzeugungen» verhaftet blieben – so wird sie etwa vom rassistischen Ku Klux Klan (KKK) genutzt. 370'000 Menschen hatten bis Samstagabend ihren Namen unter eine Onlinepetition gegen die Flagge gesetzt.
Der frühere republikanische US-Präsidentschaftsanwärter Mitt Romney schrieb auf Twitter: «Es ist Zeit, die Flagge in South Carolina abzuhängen.»
US-Präsident Barack Obama reagierte umgehend: «Ein wichtiger Hinweis, Mitt», schrieb er. Zugleich warb er erneut für schärfere Waffengesetze.
«Die Rate, mit der wir uns gegenseitig mit Waffen töten, liegt 297 mal höher als in Japan, 49 mal höher als in Frankreich, 33 mal höher als in Israel.»
Auch die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton sprach sich für schärfere Waffengesetze aus. Zwar sei der Waffenbesitz «Teil des Gefüges vieler gesetzestreuer Gemeinschaften», sagte sie in San Francisco. Das Ziel müsse aber sein, Kriminellen den Zugang zu Waffen zu versperren. Erst am Samstag gab es bei zwei Schiessereien in Michigan und Philadelphia ein weiteres Todesopfer und 16 Verletzte, darunter ein anderthalb Jahre altes Kind.
Hasstiraden gegen Schwarze, Hispanics und Juden
US-Medien entdeckten am Samstag die Website lastrhodesian.com, auf der Roof auf Fotos mit Feuerwaffen und beim Verbrennen der US-Flagge zu sehen ist. «Ich habe Charleston ausgewählt, weil die Stadt (...) zeitweise den landesweit höchsten Anteil von Schwarzen im Vergleich zu Weissen hatte», heisst es in einem Text. «Wir haben keine Skinheads, keinen wirklichen KKK, niemand, der irgendetwas tut ausser im Internet reden. Jemand muss den Mut haben, es in der wirklichen Welt zu tun, und ich schätze, dass ich das sein muss.» Es folgen Hasstiraden gegen Schwarze, Hispanics und Juden.
Ob es sich bei dem Verfasser um Roof handelt, wurde von den Behörden noch überprüft. US-Medien berichteten, die Internetseite sei im Februar unter seinem Namen registriert worden. Der Name «letzter Rhodesier» bezieht sich auf den vom südafrikanischen Apartheidregime unterstützten Staat Rhodesien, das heutige Zimbabwe.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch