Abe provoziert am ersten Jahrestag
Inmitten des Inselstreits mit China strapaziert Japans Regierungschef die Beziehung der Länder weiter. Am ersten Jahrestag im Amt verneigte sich Shinzo Abe vor dem Kriegsschrein Yasukuni – und erntet heftige Kritik.
Der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe hat mit einem Besuch am umstrittenen Kriegsschrein Yasukuni scharfe Kritik aus China provoziert. Abe verbrachte am Donnerstag rund 15 Minuten an dem Denkmal im Herzen Tokios. Er liess sich von TV-Kamerateams auf das Gelände begleiteten, ins Innere des Schreins ging er jedoch allein.
«Ich betete, um den Kriegstoten Respekt zu zollen, die ihr kostbares Leben gelassen haben und hoffte, dass sie in Frieden ruhen mögen», erklärte Abe danach. Die Kritik, wonach Besuche in Yasukuni eine Verherrlichung von Kriegsverbrechern darstellten, beruhten auf einem Missverständnis.
Bilaterale Beziehung belastet
China prangerte die Aktion dennoch an. Besuche in Yasukuni seien dazu angetan, «die militärische Vergangenheit externer Invasion und kolonialer Herrschaft zu verherrlichen...und den Ausgang des Zweiten Weltkriegs infrage zu stellen», hiess es in einer Erklärung von Aussenamtssprecher Qin Gang, die auf der Webseite des Ministeriums in Peking veröffentlicht wurde. Das Vorgehen der japanischen Führung belaste die bilateralen Beziehungen, erklärte Quin weiter. Japan müsse die Verantwortung für alle Konsequenzen übernehmen.
In China und Südkorea werden offizielle Besuche am Schrein mit Blick auf die Rolle Japans im Zweiten Weltkrieg kritisch gesehen. Denn unter den 2,5 Millionen geehrten Kriegstoten sind auch Offiziere, die wegen Kriegsverbrechen gegen China, Korea und andere Nationen hingerichtet wurden. Japan kapitulierte am 15. August 1945, nachdem die USA zwei Atombomben auf das Land abgeworfen hatten.
Die chinesischer Internetnutzer erinnerte daran, dass Präsident Xi am selben Tag Mao Zedong zu dessen 120. Geburtstag Respekt zollte. Abes Besuch sei eine «bewusste Provokation», schrieb er. Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping und andere ranghohe Politiker verbeugten sich drei Mal vor einer Statue Maos, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Zudem besuchten sie im Herzen von Peking das Mausoleum, in dem dessen einbalsamierter Leichnam aufgebahrt ist.
Der japanische Politikwissenschaftler Takehito Yamamoto bezeichnete Abes Besuch als «törichte Tat»; sie mache eine bereits schwierige Situation noch schlimmer.
Erster Besuch seit 2006
Es war das erste Mal seit 2006, dass ein japanischer Regierungschef den Schrein besuchte. Damals hatte der damalige Ministerpräsident Junichiro Koizumi dem Schrein seine Aufwartung gemacht, um dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu gedenken. Abes Besuch fiel auf den ersten Jahrestag seiner Amtsübernahme.
Er hatte in der Vergangenheit sein Bedauern ausgedrückt, dass er den Schrein während seiner ersten Amtszeit von 2006 bis 2007 nicht aufgesucht habe. Nun erklärte er: «Leider ist ein Yasukuni-Besuch zu einer politischen und diplomatischen Angelegenheit geworden. Ich habe nicht die Absicht, die Gefühle der Menschen in China und Südkorea zu ignorieren».
Beobachter werteten Abes Besuch allerdings auch als weiteren Fingerzeig für dessen Abkehr von einer «pragmatischen» Aussenpolitik, laut der eine Konfrontation mit den Nachbarländern vermieden werden soll. Inzwischen wird in der Region aber mit Sorge gesehen, dass sich Abe zuletzt für eine Überarbeitung der nach dem Zweiten Weltkrieg beschlossenen pazifistischen Verfassung aussprach.
Zudem trieb der Ministerpräsident eine militärische Aufrüstung Japans voran: Hintergrund sind anhaltende Spannungen mit China wegen einiger Inseln im Südchinesischen Meer, die beide Länder für sich beanspruchen.
AP/wid
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