Abbauprogramme bei Grossbanken
Flaue Kundenaktivitäten und hohe Kosten zwingen zu Sparmassnahmen – auch beim Personal.

«Summer of Pain», so titeln die Finanzblätter in London und New York, wenn sie über die Restrukturierungsprogramme der grossen Banken schreiben. 15'000 Jobs gingen in der Finanzbranche der USA alleine im Juni verloren, darüber hinaus gaben die grossen Investmentbanken Abbaupläne mit Tausenden von Betroffenen bekannt. Bei den Schweizer Grossbanken hingegen wurde bis anhin nur ganz punktuell etwas über Abbaupläne bekannt. 500 Stellen in der Informatik bei der UBS und 500 Stellen im Investmentbanking bei der Credit Suisse – das ist angesichts der Grösse der Banken nur im Einzelfall spürbar. Der grösste Teil dieser Einsparungen wurde bisher im Ausland vorgenommen.
In der Schweiz zeigen der Rekrutierungsindex von MC-T und das Job-Directory von Finews – beide sind Indikatoren für das Einstellungsverhalten der Grossbanken –, dass noch immer Personal gesucht wird, allerdings deutlich weniger als noch vor ein paar Monaten. Doch es wird noch schlimmer kommen: Bei der UBS sind im Moment konzernweit Arbeitsgruppen daran, Wege zu finden, wie die konzernweiten Sparvorgaben einzuhalten sind. Und dieses Mal geht es nicht nur um das Investmentbanking, sondern auch um die Vermögensverwaltung in der Schweiz. Ein Grund für die Sparübungen ist die Flaute an den Börsen. Die Unsicherheiten wegen der Staatsverschuldung in Griechenland, Portugal, den USA und seit gestern auch wieder und verstärkt in Italien haben dazu geführt, dass erstens die Aktienkurse ins Rutschen gerieten und zweitens viel weniger gehandelt wird als vor der Krise.
Mehr Arbeit, weniger Ertrag
In Franken gerechnet, ging der Aktienhandel laut Statistik der Schweizer Börse SIX im ersten halben Jahr um über 12 Prozent zurück – der Gesamtmarkt schrumpfte um 7 Prozent. Das ist ein Handelsvolumen im Wert von 45 Milliarden Franken, das fehlte. Die Zahl der Geschäfte hingegen stieg, was an den computergestützten Hochgeschwindigkeits-Deals liegt. Ein längerfristiger Vergleich der Zahlen zeigt, dass an der Börse 2010 ein Handelsvolumen von 967 Milliarden Franken umgesetzt wurde – im Jahr 2007, also vor der Krise, waren es mit 1780 Milliarden Franken fast doppelt so viel. Für die Banken bedeutet dies, kurz gesagt, mehr Arbeit bei weniger Ertrag oder, andersrum gesagt, das Cost-Income-Ratio steigt, und der Gewinn schmilzt dahin.
So geschehen in den letzten Quartalen bei UBS und Credit Suisse. Beide Grossbanken haben zwar 2008 Personal abgebaut, doch beide gingen davon aus, dass sich die Volumina wieder erhöhen und die Kunden bald wieder mehr Mut zum Risiko aufbringen würden. Darum wurde seither wieder kräftig Personal aufgebaut. Weiter profitierten UBS und CS anfänglich vom starken Schweizer Franken, weil die Kunden neues Geld brachten, doch nun beginnen die Kosten, die in Franken anfallen, zu drücken. Zudem schrumpfen, in Schweizer Franken gerechnet, die verwalteten Vermögen. Bei beiden Grossbanken ist von Hunderten von Millionen Franken die Rede, die wegen fehlender Erträge und höherer Kosten vom Gewinn weggehen. Die CS gibt hierzu Details bekannt. Gemäss einer Präsentation anlässlich des ersten Quartals machte das 130 Millionen aus, angesichts der heutigen Währungssituation dürften es im zweiten Quartal nochmals so viel sein.
Personal für viel Geld rekrutiert
Konkret ist bei der UBS damit zu rechnen, dass bei der Bekanntgabe der Ergebnisse des zweiten Quartals, also in zwei Wochen (am 26. Juli), Näheres zum Sparprogramm bekannt wird, sagen Insider. Es wird Tausende von Betroffenen geben. UBS-Pressesprecher Peter Hartmeier nimmt dazu wie folgt Stellung: «Zum Thema Kosten werden wir uns wie üblich an der Präsentation der Quartalszahlen äussern. Allgemein gilt, dass das Kostenmanagement weiterhin eine Priorität für UBS ist. Wir prüfen laufend Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung und Kostenoptimierung.»
Bei der Credit Suisse ist damit zu rechnen, dass das Sparprogramm im Investmentbanking mehr als die bisher bekannt gewordenen 500 Stellen betrifft und dass im Private Banking eine Sparübung in ähnlicher Grössenordnung droht. Pressesprecher Marc Dosch sagt: «Wir richten unser Geschäft grundsätzlich nach den Bedürfnissen unserer Kunden und den Marktbedingungen aus. Die Überprüfung unseres Ressourceneinsatzes ist dabei ein ständiger Prozess.» Die vorläufige Zurückhaltung liegt daran, dass die CS in den letzten Jahren viele neue Kundenberater angeheuert und für teures Geld ausgebildet hat. Wenn man jetzt zu stark abbaut, waren die Kosten vergebens. Dies gilt allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die gegenwärtige Flaute an der Börse nicht nachhaltig ist.
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