65 Tänzer fordern zum «Verzicht uf e Plastik» auf
Der Liestaler Gymnasiast Robin Zbinden will, dass sein Engagement auch andere ansteckt.
Robin Zbinden steht vor dem Kulturhotel Guggenheim in Liestal und spricht in sein flach vor den Mund gehaltenes Mobiltelefon. Wenige Hundert Meter weiter wird der 18-Jährige mit seinem aktuellsten Projekt am kommenden Samstag am Stadtfest Liestal auftreten.
Zbinden plant eine Performance zum Umgang mit Plastik; einen Flashmob, um die Öffentlichkeit im Umgang mit Plastik zu sensibilisieren. «Streng genommen ist dies ein Smartmob», meint Zbinden. Also eine scheinbar spontane Aktion einer Menschengruppe, die sich über soziale Medien darüber verständigt, aber mit dem Unterschied, dass sie eine Kritik oder einen Protest äussert.
Im Gespräch mit der BaZ kommt eine Kombination von Pragmatismus und künstlerischer Hingabe zum Vorschein. Aber auch jugendlicher Elan. «Wir treffen uns hier, weil ich hier kellnere. Ich arbeite hier aber auch an musikalischen Projekten», legt Zbinden seine Verbindung zum Ort dar, während wir auf der sonnigen Terrasse auf den Kaffee warten.
«Vorbild» und «Verantwortung»
Zbinden ist gewissenhaft und fleissig, hat für die Aufführungen Bewilligungen eingeholt und für finanzielle Unterstützung geweibelt. Er nennt häufig die Worte «Vorbild» und «Verantwortung». Sein Smartmob soll diese Werte verbinden und eine konstruktive Dynamik entfalten.
Zbinden erklärt, er sei sich nicht zu schade, nach einer Party im Wald Abfälle einzusammeln. «Das fachgerechte Entsorgen ist genauso leicht wie das achtlose Wegwerfen», ist der musikalische Tausendsassa überzeugt. Zbinden mag auf andere moralisierend wirken, sein Augenmerk liegt jedoch mehr auf Handlungen denn auf Belehrungen: «Verschmutzung wird in den sozialen Medien genügend angeprangert».
Mediales Anstupsen
Gemäss eigener Aussage nimmt er sich in Sachen Plastikkonsum selbst auch in die Pflicht. Just in diesem Moment öffnet er den Kaffeerahm– im Plastikbehälter. «Genau das meine ich doch», sagt er und zuckt entschuldigend mit den Schultern, «ich habe im McDonald's schon die Plastikdeckel und Trinkhalme zurückgegeben.»
Als wir uns über Ausschreitungen an Demonstrationen unterhalten, wird seine Tonlage schärfer. Weil Zbinden Extreme vermeidet, nimmt er nicht an den Klimastreiks teil. «Ich will niemanden dafür verantwortlich machen, dass wir mit Plastik überflutet werden.»
Guter Motivator
Um seine Mitmenschen auf die Problematik des Plastikkonsums hinzuweisen, will er sie anstupsen. «Nudgen» heisst das im Sprachgebrauch der User von Social Media. Um also die Leute zu sensibilisieren, hat Zbinden einen Flashmob mit eigenem Liedtext choreografiert. 65 Menschen konnte er dafür begeistern, am letzten Samstag in drei Schweizer Städten aufzutreten. Dafür hatten die Tänzer unter seiner Regie fünf Monate lang geprobt.
Die Grösse der Gruppe ist imposant, aber nicht selbstverständlich: «Vor allem Männer scheuen sich davor, zu tanzen. Meine Besuche in den Turnvereinen, um auch die ältere Generation zu motivieren, waren nicht so erfolgreich.» Da er seine Kolleginnen und Kollegen offenbar gut erreicht mit seiner Art und weil er sie, wie er sagt, oft loben könne, spricht viel dafür, dass er ein guter Motivator ist. Die Hausaufgabe, die er seiner Crew in die Ferien mitgab, hatte einen eindrücklichen Motivationsfilm zum Resultat.
Entscheidung überdenken
Zbinden ist aber nicht nur unter den Tänzern des Baselbiets gut vernetzt. Die Aufführungen wurden auch von einer Foto- und Filmcrew begleitet. Der Jugend+Sport-Tanzlehrer will nun durch exponentielles Teilen der Bilder in den sozialen Medien erreichen, dass sich «jeder beim nächsten Einkauf daran erinnert und seine Entscheidung überdenkt». Dass die Schweiz dereinst ein Vorbild für Nachhaltigkeit für andere Regionen der Welt sein könnte, muss keine Utopie sein: Handy zücken, anschauen und teilen.
Zbindens Projekt findet am Stadtfest Liestal den krönenden Abschluss. Die Performance wird am 7. September um 18.40 Uhr auf dem Törliplatz noch einmal aufgeführt. Film des Smartmobs aus Zürich, Bern und Basel:www.baz.ch
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