Wandern und Essen in der Schweiz6 Hochgenuss-Touren im Appenzellerland
Viele Wege im kleinen Ostschweizer-Kanton führen zu gemütlichen Restaurants mit grandiosen Aussichten. Wir stellen Ihnen sechs besonders genussreiche Ausflugsziele vor.
Restaurant Meldegg in Walzenhausen: Blick auf Rheintal und Bodensee

645 Meter über Meer – das ist zwar nicht besonders hoch, das Restaurant Meldegg darf aber trotzdem als Bergbeizli bezeichnet werden. Nicht nur, weil direkt vor dem Haus der Hang 200 Meter steil abfällt. Sondern auch, weil man hier einen unvergleichlichen Panoramablick geboten bekommt. Auf der einen Seite hinunter ins Rheintal, auf der anderen Seite hinüber zum Bodensee. «An klaren Tagen kann man sogar die Lichter der 50 Kilometer entfernten Bergbahn auf den Pizol sehen», sagt Christiane Niederer, die auf der Meldegg in fünfter Generation wirtet.
Viel Zeit, um die Aussicht zu bewundern, hat sie in der Regel aber nicht. Die Gäste begrüssen, kochen, anrichten, servieren, einkassieren – das alles schafft sie im Alleingang. «Nur an Wochenenden oder bei grösseren Anlässen biete ich jeweils Hilfskräfte auf.» Die Arbeit geht ihr jedenfalls nie aus. Denn das gemütliche Beizli mit Aussichtsterrasse und lauschigem Sitzplatz unter schattigen Bäumen liegt am Rheintaler Höhenweg und am Walzenhauser «Chumm und lueg»-Wanderweg. Ausflügler machen hier gerne Rast und geniessen nebst der tollen Aussicht einen Snack oder eine währschafte Mahlzeit, die Christiane Niederer in der kleinen Küche zubereitet. «Beliebt ist die Siedwurst oder auch der Wurst-Käse-Salat», sagt sie. «Aber besonders gut kommen die Zanderknusperli im Bierteig an.»
Einen Versuch wert ist auch das Appenzeller Pantli. Dabei handelt es sich um eine Art Landjäger aus Rind- und Schweinefleisch, Speck und Knoblauch – sehr würzig, sehr fein! Aber auch wer nur auf einen Espresso, einen Huuskafi mit Apricotine und Rahm oder ein Glas Most einkehrt, ist an diesem geschichtsträchtigen Ort herzlich willkommen.
Die Meldegg als östlichster Punkt des Appenzellerlandes hat nämlich eine lange Vergangenheit. Einst war sie Hochwacht und bot mit weithin sichtbaren Feuer- und Rauchzeichen die Heerpflichtigen auf oder warnte die Bevölkerung vor feindlichen Truppen im Anmarsch. Daran erinnert heute noch die 800 Jahre alte Föhre, deren Harz zum Feuermachen benutzt wurde.
Vor über 160 Jahren veranlasste die Traumlage Heinrich Niederer als Wirt im nahen «Grütli», auf der Meldegg eine bescheidene Sommerwirtschaft zu betreiben. Das Gasthaus, das durch sorgfältige Renovationen über die Jahrzehnte das Flair der guten alten Zeit behalten hat, trotzt bis heute Wind und Wetter. Bald darauf baute Niederer ein Gasthaus, das rund zehn Jahre später dem heutigen Gebäude wich.
Im Zweiten Weltkrieg wurde ein Fliegerbeobachtungsposten errichtet, der Anfang Mai 1945 von General Henri Guisan persönlich inspiziert wurde. 1992 schliesslich war die Meldegg Schauplatz des Krimis von Jon Durschei, «War’s Mord auf der Meldegg?». Aber zurück zur Gegenwart: Nach einem köstlichen Zmittag darf das Dessert nicht fehlen. Und da sind die Mandelgipfel die absoluten Favoriten – unbedingt probieren.