48 Stunden lang schweres Artilleriefeuer
Die Kämpfe in Libyen sind noch nicht vorbei: In den Ghadhafi-Hochburgen Sirte und Bani Walid tobten heute schwere Gefechte.
Den zweiten Tag in Folge haben Anhänger des einstigen Machthabers Muammar al-Ghadhafi die libyschen Revolutionstruppen am nördlichen Stadtrand von Bani Walid unter schweres Artilleriefeuer genommen. Mit Flugabwehrraketen beschossen sie die Stellungen der Ghadhafi-Gegner.
Nach heftigen Gefechten am Freitag hatten sich die offiziellen Streitkräfte des Nationalen Übergangsrats aus der Ghadhafi-Hochburg zurückgezogen, um sich neu zu gruppieren. Kleine Gruppen von Anhängern der Übergangsregierung versuchen immer wieder ins Stadtzentrum vorzustossen, werden aber von den Ghadhafi-Truppen regelmässig zurückgeschlagen.
18-Jährige an der Front
Die Front vor Bani Walid werde derzeit von grösstenteils jungen Kämpfern ohne militärische Ausbildung gehalten, berichtete ein Reporter der Nachrichtenagentur AP. Darunter seien 18-Jährige, die den Tag damit verbrächten, Haschisch zu rauschen und in die Luft zu schiessen.
Vor Sirte sind die Truppen des Übergangsrats offenbar besser organisiert. So konnten die Revolutionsstreitkräfte in Ghadhafis Geburtsstadt einzelne Erfolge erzielen. Im Westen der Stadt kämpften sie sich Häuserblock für Häuserblock Richtung Zentrum vor. Am Montag feuerten sie Grad-Raketen auf die Stadt. Die Anhänger des einstigen Machthabers beschossen die Ghadhafi-Gegner mit Katjuscha-Raketen.
Übergangsrat rechnet mit rascher Einnahme
Die Kämpfer des libyschen Nationalen Übergangsrates rechnen damit, die umkämpfte Stadt Bani Walid bis Mittwoch einzunehmen. Der Übergangsrat verhandle mit den Ghadhafi-Anhängern, um Zivilisten eine sichere Flucht aus der Stadt zu ermöglichen, sagte Kenschil weiter. Rund 50'000 Zivilisten würden sich noch in der Wüstenstadt aufhalten. Verteidigt werde die Stadt in erster Linie von Söldnern aus dem Tschad, dem Niger oder Togo.
Nach Angaben Kenschils wurde einer der Söhne Ghadhafis, Seif el Islam, in Bani Walid gesehen. «Wir sind uns zu 100 Prozent sicher», sagte Kenschil. Auch Ghadhafi selbst halte sich vermutlich in der Stadt auf.
Opec erkennt Übergangsregierung an
Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) erkennt die libysche Übergangsregierung als legitime Vertretung des nordafrikanischen Landes an. Am Freitag hatte bereits die UNO-Vollversammlung dem Nationalen Übergangsrat (NTC) den Rücken gestärkt und die aus der Rebellenbewegung hervorgegangene Übergangsregierung faktisch anerkannt. Die Bildung eines neuen Kabinetts musste gestern allerdings wegen Uneinigkeiten über die künftigen Ministerposten verschoben werden.
Opec-Generalsekretär Abdulla al-Badri sagte in Dubai, Länder, die in den vergangenen Monaten die Ölproduktion angehoben haben, um nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Ghadhafi die Ausfälle aus dem Land auszugleichen, würden die Förderung allmählich wieder zurückfahren.
In Zentral-Libyen könnte die Ölproduktion bereits in 15 Monaten wieder auf voller Kraft laufen. In anderen Gegenden könnte es dagegen länger dauern, sagte Badri. Wegen der schleppenden Weltwirtschaft rechnet die Opec zugleich mit einer geringeren Ölnachfrage.
dapd/AFP/bru
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