Parlament bodigt Kunschti-Sanierung45-Millionen-Projekt landet im Papierkorb
Zu teuer und unpraktisch. Die prestigeträchtige Sanierung der Kunsteisbahn Margarethen wird zurückgewiesen. Stattdessen soll der Basler Regierungsrat eine neue Eishalle bauen.

Die Kunsteisbahn Margarethen muss saniert werden. Fast 100 Jahre ist die Anlage alt. Doch die regierungsrätlichen Pläne für die vorgeschlagene Luxussanierung landen nun vermutlich im Papierkorb. Gut zwei Jahre nach der Präsentation des Projekts teilen die zuständigen Kommissionen des Grossen Rats mit, dass sie den Ratschlag zurückweisen lassen wollen.
Die Parlamentarier der Justiz-, Sicherheits- und Sportkommission (JSSK) sowie der Bildungs- und Kulturkommission (BRK) schreiben am Donnerstag in einer Mitteilung, dass die Sanierung für knapp 45 Millionen Franken «aus finanziellen, ökologischen und sportlichen Überlegungen» nicht zu verantworten sei.
Die Erkenntnis sei unter anderem gereift, als man sich mit «zahlreichen Hauptnutzern» der Kunschti ausgetauscht habe, heisst es in der Mitteilung. Vertreter aus der Hockey- und Eislaufszene hatten ihren Frust über die Pläne kundgetan. Der neue Bau ist zwar schön, funktional ist er mitnichten. Kommt hinzu, dass nach der Sanierung weniger Platz für den Vereinssport zur Verfügung gestanden wäre.
Idee der Polysport-Arena auf dem Dreispitz
Damit wäre die Eisknappheit in Basel noch prekärer geworden. Denn die Hockeyvereine müssen bereits jetzt um jede Minute Eiszeit kämpfen. Die BRK und die JSSK reichen deshalb parallel zum Rückweisungsantrag eine Motion ein, in der sie eine schnelle «minimale Sanierung» fordern, wie der Mitteilung zu entnehmen ist. Diese soll kostengünstig sein, die Kunschti solle danach für den Freizeit- und Schulsport zur Verfügung stehen.
Gleichzeitig wird der Regierungsrat beauftragt, ein Projekt für eine neue Eishalle auszuarbeiten – gegebenenfalls in Kombination mit weiteren Sportanlagen. Bekannt ist, dass mehrere Vertreter der Hockey-, Handball- und Schwimmszene auf eine Polysport-Arena auf dem Dreispitz hinarbeiten. Die Idee ist, das einstige provisorische Stadion des HC Lausanne nach Basel zu holen.
Die hierfür eingesetzte private Projektgruppe will nicht an die Öffentlichkeit treten. Was klar ist: Der Businessplan steht. Ein Problem bleibt aber. Als «Schwanzbeisser» bezeichnet es ein Mitglied der Gruppe. «Die Christoph-Merian-Stiftung, der das Areal auf dem Dreispitz gehört, sagt, sie brauche die zugesicherte Finanzierung der Bank, bevor sie das Land zur Verfügung stelle. Und die Bank sagt, sie brauche die Zusicherung der Landeigentümerin, bevor sie Geld spreche.» Der Vertreter der Eislaufszene zeigt sich aber zuversichtlich, dass dieses Problem demnächst gelöst wird.
Zwei Jahre Zeit für Sanierung
Unter Zugzwang gerät jetzt der Basler Erziehungsdirektor. Conradin Cramer (LDP) lässt über seinen Sprecher Simon Thiriet ausrichten, traditionellerweise äusserten sich die Departemente vor der Debatte im Parlament nicht zu den Kommissionsanträgen. «Das gilt auch in diesem Fall mit der Kunschti.»
Sicher ist aber, dass er sich nicht zurücklehnen und auf die Initiative der Privatpersonen hoffen kann. Denn es besteht kein Zweifel daran, dass die von JSSK und BRK eingereichte Motion ein grosses Mehr erreichen wird. Diese fordert den Regierungsrat auf, neben der Minimalsanierung der Kunschti Margarethen ein Projekt für eine «energetisch sinnvolle» neue Eishalle vorzulegen – falls möglich in Kombination mit einem 50-Meter-Schwimmbecken und weiteren «synergiestiftenden Sportanlagen», wie die Motionäre schreiben.
Bei der geplanten Kunschti-Sanierung war auch die Ökologie bemängelt worden. «Die Vereinssportler beginnen heutzutage schon im August mit dem Training. Das kostet extrem viel Energie, wenn das Eis nicht in einer Halle ist», sagt Jeremy Stephenson (LDP), Präsident der BRK. Deshalb wolle man die Kunsteisbahn Margarethen künftig auf den Publikumssport beschränken und erst zur kalten Jahreszeit eröffnen.
Viel Zeit bleibt dem Erziehungsdepartement nicht. Stephenson sagt, die geforderte Sanierung der Kunsteisbahn Margarethen müsse in den nächsten zwei Jahren durchgeführt werden. «Es eilt. Nicht zuletzt wegen der Kühlsysteme, die dringend erneuert werden müssen. Auch in den Garderoben muss dringend etwas gemacht werden», sagt Stephenson.
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