3500 Hinwiler Kinder stehen im nächsten Jahr ohne Ferienplausch da
Erstmals seit 30 Jahren bietet der Bezirk Hinwil in den Frühlingsferien den Schulkindern keine Freizeitaktivitäten an. Die Verantwortlichen liefern unterschiedliche Begründungen dafür.
Von Michael von Ledebur Hinwil – Dieses Frühjahr warten die Schüler im Bezirk Hinwil vergeblich auf den Prospekt des Ferienplauschs. Das Programm, das Kinder und Jugendlichen während der Frühlingsferien Aktivitäten von der Übernachtung im Sauriermuseum bis zum Goldschmiedekurs anbietet, fällt erstmals seit über 30 Jahren aus. Betroffen davon sind 3500 Schüler. Der Grund für den Ausfall ist ein unglücklich verlaufener Transfer der Trägerschaft vom Amt für Jugend und Berufsberatung Kanton Zürich (AJB) an einen privaten Verein. Nötig wurde dieser, nachdem der Kantonsrat im März das Kinder- und Jugendhilfegesetz verabschiedet hat; es tritt auf Anfang des nächstens Jahres in Kraft. Laut dem neuen Gesetz fallen Angebote wie der Ferienplausch nicht mehr in die Zuständigkeit des AJB. Geschäftsführer Heinrich Hanselmann sagt: «Wir mussten uns deshalb auf die Suche nach einer neuen Trägerschaft für den Ferienplausch machen. Diese Suche war aufwendig und zog sich in die Länge.» Rechtliche Hürden Zunächst hat das Amt eine Zusammenarbeit mit der Pro Juventute gesucht. Deren Angebot ist jedoch national ausgerichtet und passt nicht zum regionalen Angebot des Ferienplauschs Bezirk Hinwil. Auch die Gemeinnützige Gesellschaft Bezirk Hinwil und die Schulpflege der Gemeinde Hinwil wollten die Trägerschaft nicht übernehmen. Laut Hanselmann gab es rechtliche Hürden, die dies verhinderten. Schliesslich habe er angeregt, einen Verein als Trägerschaft für den Ferienplausch zu gründen. Betty Brütsch führt den Ferienplausch seit Jahren mit einer kleinen Entschädigung im Auftrag des AJB und mit viel Einsatz. Sie machte sich in der Folge auf die Suche nach Vorstandsmitgliedern. «Ich wollte unter allen Umständen erreichen, dass der Ferienplausch stattfinden kann», sagt Brütsch, die laut eigenen Angaben 1400 Stunden im Jahr für den Ferienplausch aufwendet. Die Zeit sei knapp geworden. Sie müsse im September mit der Planung anfangen können. Nur so sei es möglich, das Programm jeweils im Dezember zu drucken und im Januar in den Schulen aufzulegen. Betty Brütsch schrieb alle Eltern an, deren Kinder beim Ferienplausch mitgemacht hatten, und warb aktiv für eine Mitarbeit. Sogar ihre Sommerferien habe sie dafür geopfert. Mit Erfolg: «Im Sommer hatte ich einen fünfköpfigen Vorstand zusammen.» Die Ausgabe des Ferienplauschs 2012 schien gesichert. Weshalb dann doch alles anders kam, darüber sind sich die Beteiligten uneinig. Laut Brütsch gab es vonseiten des Amts für Jugend und Berufsberatung Vorbehalte zur Zusammensetzung des Vorstands. Die Schulen müssten darin ebenfalls vertreten sein, habe es geheissen. Weil der Verein nicht gegründet werden konnte, sei die Zukunft des Ferienplauschs nicht gesichert gewesen. «Deshalb konnte ich im September nicht mit der Planung beginnen», sagt Brütsch. Und irgendwann musste sie sagen: «Es reicht nicht mehr.» Notlösung angeboten Heinrich Hanselmann widerspricht Brütschs Darstellung. Er sagt, er habe Betty Brütsch mehrmals zugesichert, dass das AJB die Trägerschaft für den Ferienplausch Bezirk Hinwil bis zum kommenden Sommer fortführen könne, falls keine befriedigende Lösung gefunden werde. «Weshalb sie im Herbst dennoch nicht mit der Planung beginnen wollte, kann ich mir auch nicht erklären», sagt Hanselmann. Da die Schulen den Ferienplausch zu einem grossen Teil finanziell unterstützen, habe man diese in die Trägerschaft einbinden wollen, sagt Heinrich Hanselmann. Deshalb habe die Vereinsgründung seine Zeit gebraucht. Im vergangenen Herbst hätten designierte Vorstandsmitglieder einen «Ferienplausch light» angeregt, doch Brütsch sei auf diesen Vorschlag nicht eingegangen. Hanselmann sagt: «Wir haben vonseiten des AJB alles unternommen, damit der Ferienplausch stattfinden kann.» Er bedauere ausdrücklich, dass es nun anders gekommen sei, da er sich jahrelang für dieses «wertvolle Präventionsangebot» eingesetzt habe. Brütsch sagt, sie habe nie ein Angebot von Hanselmann erhalten, zur Not die Trägerschaft fortzuführen. «Man hat mir lediglich gesagt, man könne dies allenfalls abklären. Das war mir aber zu unsicher.» Ohne Trägerschaft fehle eine juristische Person, die Verträge mit den Kursanbietern abschliessen könne. Auch die Frage der Versicherung sei unklar. Hanselmanns Vorschlag einer «Light-Version» sei nicht praktikabel gewesen: «Es nützt nichts, weniger Kurse anzubieten, wenn wir trotzdem 10 000 Anmeldungen haben.» Man hätte viele Kinder enttäuschen müssen. Am Montag wurde der Verein Ferienplausch Bezirk Hinwil, der die Trägerschaft vom AJB übernimmt, gegründet. Brütsch wird Verantwortliche für den Ferienplausch bleiben. «Ich bin froh, dass die Zukunft nun gesichert ist.» Vorwärtsmachen fürs 2013 Vereinspräsident Reto Preisig hätte eine frühere Vereinsgründung bevorzugt. «Es war eine bittere Erkenntnis, als wir gesehen haben, dass es zeitlich nicht mehr aufgeht.» Es habe lange Zeit gut ausgesehen, doch dann sei die Gründung ins Stocken geraten. Brütsch habe die Verzögerung ihm gegenüber damit begründet, dass das AJB auf eine Vertretung der Schulen gedrängt habe. Preisig will nun nach vorne schauen: «Im Januar haben wir die erste Sitzung. Es ist wichtig, dass wir vorwärtsmachen, dass wir für 2013 dann wirklich bereit sind.» «Die Suche nach einer neuen Trägerschaft für den Ferienplausch war aufwendig und zog sich in die Länge.» Heinrich Hanselmann, AJB-Geschäftsführer
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