28 Leichen entdeckt – Polizisten unter Verdacht
Vor den Toren der Stadt Iguala werden zwei Dutzend verbrannte Leichen gefunden. Handelt es sich um die seit Tagen vermissten Studenten? Und ist die Polizei in den verworrenen Fall verwickelt?
Die Entdeckung von 28 verkohlten Leichen in einem Massengrab schockt Mexiko. Zwar ist nach Angaben der Behörden im Bundesstaat Guerrero noch nicht geklärt, wer die Toten sind. Doch gibt es den Verdacht, dass es sich um seit Tagen vermisste Studenten handeln und dass Polizisten für ihren Tod verantwortlich sein könnten. Noch werde ermittelt, erklärte Staatsanwalt Iñaky Blanco.
Der verworrene Fall treibt die mexikanischen Behörden seit Tagen um. Vor gut einer Woche war es in der Stadt Iguala 200 Kilometer südlich von Mexiko-Stadt zur Konfrontation zwischen protestierenden Studenten und der Polizei gekommen. Sechs Menschen wurden erschossen, zwölf weitere verletzt. Zudem wurden etliche Studenten von Polizisten abgeführt, wie ein Video belegt.
«Wir werden weiter suchen»
Danach wurden zunächst 57 junge Leute vermisst, bis einige nach Tagen wieder auftauchten. Zuletzt galten noch 43 als verschwunden, die meisten von ihnen Studenten am Lehrerkolleg Aytozinapa, das in Mexiko für radikalen Aktivismus bekannt ist.
Inzwischen laufen Strafverfahren gegen 29 Personen in dem Fall, darunter 22 Polizeibeamte. Drei der Verdächtigen sind auf der Flucht. Blanco sagte, einer der Festgenommenen habe den Ermittlern gesagt, dass 17 Studenten zum Ort des Grabs ausserhalb von Iguala gebracht und dort getötet worden seien. Noch sei diese Aussage aber nicht offiziell belegt, betonte der Staatsanwalt.
«So lange wir die Identität der Leichen nicht entschlüsselt haben, werden wir weiter suchen», fügte er hinzu. Genetische Tests könnten nach seinen Angaben zwei Wochen bis zwei Monate dauern, obwohl Angehörige der Vermissten Genproben abgegeben haben. Die Leichen seien in abgeschiedenem Gelände auf einem Hügel auf Zweige und Baumstämme gelegt worden, mit Brandbeschleuniger übergossen und angezündet worden, sagte Blanco.
Von Drogenbanden geprägt
Gegen die Polizei von Iguala laufen Ermittlungen der Staatspolizei und der Staatsanwaltschaft wegen Amtsmissbrauchs. Blanco sagte, einige Beamte hätten Verbindungen zu einem örtlichen Drogenkartell und seien «Teil der organisierten Kriminalität». Das Motiv für ein mögliches Verbrechen werde aber noch untersucht.
Auch die mexikanische Menschenrechtskommission ermittelt wegen möglicher «ernsthafter Menschenrechtsverletzungen», darunter Exekutionen ohne Gerichtsurteil und Verschwindenlassen von Festgenommenen. Man habe bereits vor der heiklen Situation in Guerrero gewarnt – eine Region, die von Armut und der Auseinandersetzung von Drogenbanden geprägt sei.
Die Eltern der Vermissten zeigten sich angesichts der Ungewissheit über die Leichen im Massengrab verzweifelt. «Wir sind sehr, sehr nervös», sagte Jesús López, der Vater des 19-jährigen Giovani. Er hoffe, dass es sich nicht um die Leichen der Studenten handele.
Am Wochenende hatte es wegen des Falls Proteste von Hochschülern des Lehrerkollegs Ayotzinapa gegeben. Einige von ihnen warfen vor der Residenz des Gouverneurs mit Molotow-Cocktails und kippten ein Auto um. Die Behörden hatten ihnen untersagt, zu dem Massengrab zu fahren, um zu sehen, ob es sich bei den Leichen um ihre toten Kommilitonen handeln könnte.
AP/ajk/rar
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