Als der Ball noch rollte18. Mai 2014: «Mir wänn das nid!»
Es ist wohl die aussergewöhnlichste Meisterfeier in der Geschichte des FCB: Trainer Murat Yakin muss den Club nach zwei Titeln in Folge verlassen, Yann Sommer geht nach Gladbach, Valentin Stocker nach Berlin – und Bernhard Heusler hält eine denkwürdige Rede.

Der FC Basel ist Meister. Mit letzter Kraft schleppt sich die Mannschaft über die Ziellinie, erschöpft von der langen Reise durch Europa und ausgelaugt von den immer lauter werdenden Misstönen in der Beziehung zu Trainer Murat Yakin. Am vorletzten Spieltag sichern sich die Basler in Aarau den Titel, es ist der fünfte in Folge. Rekord!
Weil ein paar Chaoten auf dem Brügglifeld aber nicht nur feiern wollen, sondern auf die Fans des FC Aarau losgehen, ergreift Bernhard Heusler vor dem letzten Heimspiel gegen Lausanne und im Kreis aller Mitarbeiter das Mikrofon: «Liebe FCB-Familie, liebe FCB-Fans. Gebt mir drei Minuten ohne Pfiffe und ohne Applaus.» So fängt er an.
Es geht jetzt, im Moment des sportlichen Erfolgs, nicht mehr um den sportlichen Erfolg. Sondern um das, was nach dem Titelgewinn passiert ist. Nicht nur auf dem Brügglifeld, sondern auch in den Medien. «Mir wänn das nid!», sagt Heusler.
«Euch, die Spiele und den Fussball für Gewalt missbrauchen, aber auch all denen, die auf genau solche Ereignisse warten, die nichts anderes machen, als solche Ereignisse herbeizuschreiben und herbeizusehnen, und die nachher heuchlerisch, populistisch alle in einen Topf schmeissen und den Fussball für schuldig erklären, euch sage ich: Ich bin nicht euer Feind, ich bin nicht euer Gegner. Euer Feind und euer Gegner ist heute mit 32’000 Menschen in diesem Stadion vertreten. Und wir bleiben eine Einheit. Wir lassen uns nicht von Gewalttätern und Populisten auf dem Weg zum sechsten Titel in Serie aufhalten. Auf dem Weg durch Europa. Und wir lassen uns nicht stoppen, heute Abend auf dem Barfi in der Stadt zu feiern, die wir so sehr lieben wie den FC Basel.»
Das Publikum hat sich während Heuslers Rede nicht mehr an die Anweisungen des Präsidenten gehalten. Es gibt immer wieder Applaus von den Rängen. Weil sie alle spüren, dass es im Moment nicht um Titel und Tore geht, sondern um das, wofür der FC Basel steht.
Dass es am 18. Mai 2014 nach zwei Titeln in Serie Yakins letzter Arbeitstag für den FCB ist, dass Yann Sommer nach Gladbach wechselt und Valentin Stocker nach Berlin, dass der 17-jährige Albian Ajeti sein erstes Tor für die Basler Profis erzielt und dass der FCB mit 4:2 gegen Lausanne gewinnt– alles egal. Was wirklich zählt an diesem Tag, das passiert vor dem Anpfiff.
FC Basel - FC Lausanne-Sport 4:2
Stadion: St.-Jakob-Park. – Zuschauer: 32’412. – Schiedsrichter: San. – Tore: 8. Albian Ajeti 1:0. 48. Tafer 1:1. 59. Callà 2:1. 69. Callà 3:1. 70. Coly 3:2. 91. Serey Die 4:2.
FCB: Sommer (63. Vailati); Voser, Sauro, Arlind Ajeti, Aliji; Embolo, Elneny (74. Serey Die), Frei, Callà; Albian Ajeti (82. Stocker), Sio.
Die Super League ruht – aber nicht bei der BaZ. Wir blicken jeden Tag auf die Begegnung eines Basler Vereins am entsprechenden Datum zurück. So lange, bis der Ball endlich wieder rollt.
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