Basel baggert ohne Ende14 Jahre lang bleibt die Stadt eine Grossbaustelle
Die kommenden Jahre werden zu Baujahren der Superlative. In Basel bauen die IWB das Fernwärmenetz aus, und die BVB erneuern Gleise. Konflikte drohen deswegen im Gundeli.

Auch 2023 werden die Nerven der Baslerinnen und Basler strapaziert. Es drohen neue Baustellen ohne Ende – unter anderem, weil die Industriellen Werke Basel (IWB) das Fernwärmenetz ausbauen. Schwerpunktmässig geschieht dies in den nächsten zwölf Monaten im Gellert- und im Wettsteinquartier sowie im unteren Kleinbasel.
Das Netz, das heute bereits eine Länge von 120 Kilometern umfasst, erweitern die IWB bis 2037 auf dem Stadtgebiet um stolze 60 Kilometer. Der Ausbau werde künftig den Ausstoss von CO₂ stark verringern, erklärte Kaspar Sutter, Vorsteher des Departements für Wirtschaft, Soziales und Umwelt. Zusammen mit Esther Keller, Vorsteherin des Bau- und Verkehrsdepartements (BVD), gab er am Freitag einen Überblick über die geplanten Bauarbeiten.
Die Erweiterung des Netzes – sie soll mithelfen, das vom Grossen Rat beschlossene Netto-null-Ziel bei den CO₂-Emissionen bis 2037 zu erreichen – hat auch ihre Schattenseiten. «In den nächsten 14 Jahren wird es 50 Prozent mehr Baustellen geben als in normalen Jahren», sagte Esther Keller. «Das ist sehr viel. Es belastet die Bürger und das Gewerbe, das macht auch mir Sorgen.» Gleichzeitig sei die immense Bautätigkeit aber «auch eine Chance». Denn wenn Strassen aufgerissen würden, könne man anschliessend gewisse Flächen entsiegeln und begrünen. «Wir bauen fürs Klima», betonte Keller.
«Nicht gerade erfreut»
Nicht nur das BVD und die IWB, auch die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) haben einiges vor. Sie ersetzen Gleise und bauen Haltestellen behindertenfreundlich um. Gregor Leonhardt, Leiter Infrastruktur des Tiefbauamts im BVD, versprach: «Wir bauen miteinander und koordiniert.»
Doch das Versprechen kann nicht immer eingehalten werden. Die Bewohner des Gundeli werden dies zu spüren bekommen. Die BVB wollen nämlich die Gleise auf der Margarethenbrücke erneuern. Von Anfang September bis Ende Jahr verkehren dort deshalb anstelle der Tramlinien 2 und 16 Ersatzbusse. Aber auch die SBB treten ganz in der Nähe als Bauherrin auf. Sie lassen eine zusätzliche Passerelle über die Gleise und ein neues Perron erstellen. Die Meret-Oppenheim-Strasse, die in die Margarethenbrücke einmündet, ist deshalb gesperrt. «Darüber sind wir nicht gerade erfreut», sagte Leonhardt. «Aber die SBB haben das nun mal so entschieden. Uns sind die Hände gebunden.» Esther Keller gestand ein, wenn sich in Zukunft ähnliche Konflikte abzeichnen würden, müsse man «früher miteinander reden».

Die Jahre kommen und gehen, die Baustellen aber bleiben. Warum dauern manche Bauvorhaben derart quälend lange? Die Frage höre er immer wieder, sagte Leonhardt. «Wenn wir eine Strasse vollständig absperren, die Anwohner drei Monate lang ins Hotel schicken und Tag und Nacht bauen würden, ginge es manchenorts schneller.» Das sei in der Realität nicht möglich. Deshalb baue man jeweils «unter Vollbetrieb». Das bedeute, dass Anwohner trotz der Einschränkungen stets mit Wasser und Elektrizität versorgt seien, Zugang zu ihren Wohnungen hätten und der Verkehr fliessen könne.
Nachfolgend die wichtigsten Bauvorhaben des Jahres 2023 von BVB, IWB und BVD.
Gellertquartier
In den nächsten 15 Jahren schliessen die IWB fast jede Strasse im Quartier ans Fernwärmenetz an. Ab April machen sich die BVB, IWB und das BVD an die Erneuerung der Hardstrasse. Diese erfordert ab April und auch nächstes Jahr während einiger Monate eine Teilsperrung. Anstelle des Trams verkehren dann Ersatzbusse.
Unteres Kleinbasel
Zwischen April 2023 und Herbst 2025 erneuern BVD, BVB und IWB Teile des Claraplatzes, die Clarastrasse und Teile des Riehenrings. Die Tramhaltestellen Claraplatz, Clarastrasse und Riehenring werden behindertengerecht umgebaut. Im Frühjahr 2025 werden die Kreuzung Messe/ Riehenring und der Kreisel beim Riehenring acht Wochen für den Tramverkehr gesperrt.
Dieses Frühjahr startet zudem die Erneuerung der Klybeckstrasse. Sie dauert rund zwei Jahre.
Wettsteinquartier
Derzeit graben die IWB zwischen Claragraben und Hirzbrunnenquartier im Boden, um Fernwärmeleitungen zu verlegen. Ruhe kehrt erst gegen Ende dieses Sommers ein.
Gundeli
Nicht nur an der Margarethenbrücke, auch beim Dreispitz werden Presslufthammer zu hören sein, und zwar schon ab Mitte Februar. Die Kreuzung wird erneuert. Durchgängige Velostreifen sollen mehr Sicherheit bringen. Die Münchensteinerstrasse wird teilweise bis Mitte 2024 gesperrt.
In der Güterstrasse, zwischen Pfeffingerstrasse und Tellplatz, ersetzen die BVB im Juli und August dieses Jahres die Gleise.
Freiburgerstrasse
Das Tiefbauamt baut die Kreuzungen bei der Neuhaus- und der Hochbergerstrasse aus. Fussgänger und Velofahrer sollen mehr Platz erhalten. 41 von 102 Parkplätzen entfallen.
Innenstadt
Der Umbau der Freien Strasse in eine Flanierzone werde «Ende 2024 fertig sein», sagt Gregor Leonhardt, Leiter Infrastruktur des Tiefbauamts Basel-Stadt.
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