1200 Dollar versprochen – aber nicht ausbezahlt
Ein Riesendeal war es, der Kauf der Basler Syngenta durch die Chinesen. Nun gibt es Zoff um 15 Millionen Dollar für die Angestellten.

Die Summe ist kolossal: Für stolze 43 Milliarden Dollar übernahm im vergangenen Jahr Chemchina den Schweizer Agrochemiekonzern Syngenta. Es ist bis dato der grösste Zukauf im Ausland durch ein chinesisches Unternehmen. Beim Abschluss des Deals wurden noch edle Absichten verkündet: Der Syngenta-Sitz bleibe in Basel, auch die Forschung würde nicht gezügelt. «Syngenta bleibt Syngenta», versprach der neue Verwaltungsratspräsident Ren Jianxin.
Doch Ren ist mittlerweile Geschichte, abgelöst durch den Sinochem-Präsidenten Ning Gaoning. Trotz aller früheren Dementis schluckte im Sommer der staatliche Mischkonzern Sinochem die Chemchina, kaum dass der Deal in der Schweiz in trockenen Tüchern war. Und das Versprechen «Syngenta bleibt Syngenta» tönt zunehmend wie Hohn in den Ohren der rund 28'000 Syngenta-Beschäftigten.
Nun ist das Seco am Zug
Denn der neue Eigner aus Fernost zeigt sich knausrig. So weigert sich der Konzern bis heute, eine für das Jahr 2017 versprochene Gewinnbeteiligung von insgesamt 15 Millionen Dollar auszuzahlen. Für die Schweizer Belegschaft geht es um 2,5 Millionen Dollar. Der Fall beschäftigt nun das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco). Denn die Unia hat die Eidgenössische Einigungsstelle angerufen. «Die Zahlung war zugesagt, das können wir mit Mails belegen», sagt Blaise Carron, der bei der Unia für Syngenta zuständig ist.

Da war die Zuversicht noch gross: Ren Jianxin (links) und Michel Demare nach der Übernahme von Syngenta durch Chemchina im Juni 2017. (Foto: Keystone)
Als Syngenta noch ein eigenständiger, börsenkotierter Konzern war, gab es noch ein grosszügiges Mitarbeiterbeteiligungsmodell: Jeder Mitarbeitende konnte für 5000 Franken Syngenta-Aktien kaufen, der Konzern übernahm dabei die Hälfte der Summe, also 2500 Franken.
1200 Dollar je Beschäftigten
Als Ende 2016 die Übernahme durch Chemchina schon auf der Zielgeraden war, wollte das Syngenta-Management das Beteiligungsmodell umbauen: Statt Aktien sollten die Mitarbeitenden jedes Jahr 2 Prozent des Jahresgewinns bekommen. Das machte Sinn, denn Syngenta wurde ja von der Börse genommen. Für das Übergangsjahr 2017 verpflichtete sich der Konzern, den Angestellten mindestens 15 Millionen Dollar auszuschütten. In der Schweiz sollte jeder Beschäftigte 1200 Dollar bekommen.
«Das Geld sollte bezahlt werden, unabhängig davon, ob Syngenta einen Gewinn erwirtschaftet oder nicht», berichtet Unia-Vertreter Carron. In zwei Mails von Ende 2016 habe das Management die Zahlung bestätigt. Den Mailverkehr will die Unia indes nicht publik machen, um im anstehenden Streitschlichtungsverfahren bei der Eidgenössischen Einigungsstelle nicht vorab alle Karten auf den Tisch zu legen.
Die Mega-Übernahme entwickelte sich für Chemchina zunächst nicht wie erhofft. Denn 2017 erwirtschaftete Syngenta einen Verlust von knapp 100 Millionen Dollar. Grund dafür sind Rückstellungen von 1,6 Milliarden Dollar für die Beilegung eines teuren Rechtsstreits in den USA wegen des Vertriebs von Gen-Maissorten an US-Farmer. Für diese Maissorte lag keine Einfuhrgenehmigung in den wichtigen chinesischen Markt vor.
Mitarbeiter warten weiter auf ihr Geld
Die chinesischen Eigner Syngentas jedenfalls scheinen sich nicht länger an die alten Versprechen an die Mitarbeiter erinnern zu wollen. Kein Gewinn, kein Geld, so das Motto. Und so warten die Schweizer Syngenta-Beschäftigten bis heute noch auf die 1200 Dollar für das Jahr 2017.
«Wir werden die internen und vertraulichen Diskussionen zu der Bezahlung unserer Angestellten nicht kommentieren», erklärte ein Syngenta-Sprecher auf Anfrage. «Solche Diskussionen waren und werden immer eines sein: privat.»
Die Skepsis steigt
Laut dem Seco gibt es noch keinen Termin, wann sich die Einigungsstelle mit dem Millionenstreit bei Syngenta beschäftigen wird. Derzeit prüfe das Seco, ob die Voraussetzungen für ein staatlich moderiertes Schlichtungsverfahren erfüllt seien, teilte das Amt mit.
Für die Unia wirft der Streit um die Sonderausschüttung an die Beschäftigten ein schlechtes Licht darauf, wie die neuen Eigner aus Fernost mit der Belegschaft umgehen. «Wenn sie nicht einmal dieses Versprechen einhalten, was sind dann die anderen Wert?», fragt sich wohl nicht nur Unia-Vertreter Blaise Carron.
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