Reise-Tipps für Gartenfans12 Gärten in England, die man gesehen haben muss
Wer Gärten liebt und gern besucht, wird irgendwann nach England reisen. Wir haben 12 besonders besuchenswerte Gartenhighlights im Süden des Landes herausgepickt.

England ist das Gartenland schlechthin. Kein anderes Land in Europa hat eine in Gesellschaft und Geschichte so tief verwurzelte Gartentradition. Hier scheint jeder und jede zu gärtnern, von hier stammen viele der ganz grossen Gartengestalter und -gestalterinnen. Hier gibt es entsprechend viele Gärten zu sehen. Aber wo soll man anfangen?
Als Einstieg ist zum Beispiel eine Route von Ost nach West durch Südengland zu empfehlen: Hier lassen sich einige Gartenhighlights miteinander verbinden und grosse Namen in der Gartengestaltung kennen lernen.
Beth Chatto Garden

Die Reise beginnt in der Nähe von Colchester, im Garten von Beth Chatto, in einer der trockensten Gegenden in England. Hierhin zog die Familie Chatto 1960 auf ein Grundstück mit einem sonnenexponierten Kiesstreifen und einer schlammigen Senke – zwei denkbar schwierige Standorte für einen Garten. Der erfahrenen Gärtnerin Beth Chatto ist es jedoch gelungen, auch heissen Kies und sumpfigen Grund stil- und stimmungsvoll zu bepflanzen. Sie wurde zur Expertin für Kies- und Schattengärten und schrieb zahlreiche Bücher darüber. Ihr Credo war stets: «Die richtige Pflanze am richtigen Ort.» In Zeiten des Klimawandels, in denen Pflanzen zum Teil grossen Stress aushalten müssen, gilt dies umso mehr. Denn nur eine Pflanze, die an einem ihren Bedürfnissen entsprechenden Ort steht, ist widerstandsfähig.
Sissinghurst

Eine gute Stunde Autofahrt südlich sind weitere herausragende Gärten in unmittelbarer Nähe zu besuchen. Zum Beispiel Sissinghurst, der Garten, den die Schriftstellerin Vita Sackville-West rund um einen historischen Landsitz mit einem markanten Turm aus dem 16. Jahrhundert anlegte. Weltweit bekannt ist vor allem der weisse Garten von Sissinghurst, in dem nur weisse Blumen blühen. Aber Sissinghurst ist noch viel mehr. Vor allem kann man hier auch das Gestaltungskonzept der Gartenräume kennen lernen. Beim Spaziergang über die weitläufige Anlage gelangt man wie in einem Haus von einem Raum zum anderen, und in jedem Raum erlebt man eine andere Stimmung, stehen andere Pflanzen im Mittelpunkt.
Great Dixter

Im nahe gelegenen Great Dixter, dem ehemaligen Wohnsitz des einflussreichen Gartendesigners Christopher Lloyd, steht die Idee der Gartenräume ebenfalls im Vordergrund. Beeindruckend sind hier aber auch die vielen Formgehölze und ein 60 Meter langes und 4,5 Meter breites Beet, das mit Sträuchern und Stauden so bepflanzt ist, dass eine abwechslungsreiche Abstufung der Pflanzen und eine das ganze Jahr über attraktive Farb- und Blattformation zu bestaunen sind.
Wisley Garden

Auf dem Weg in den Westen lässt sich unterwegs Wisley Garden im Süden Londons besuchen. Dabei handelt es sich um den riesigen Schaugarten der englischen Gartenvereinigung Royal Horticultural Society (RHS). Auf fast hundert Hektaren zeigt er die unterschiedlichsten Elemente der Gartenbaukunst. Genug Zeit einplanen lohnt sich, es gibt viel zu sehen.
Munstead Wood

Ganz in der Nähe liegt auch Munstead Wood, der Garten von Gertrude Jekyll, einer der einflussreichsten englischen Gartengestalterinnen des frühen 20. Jahrhunderts. Die 1932 verstorbene Jekyll gilt als Begründerin des Landhausgartenstils, bekannt auch als «Cottage Garden», der sich auszeichnet durch eine romantische, kleinräumige Gestaltung mit Rosen, Stauden, Einjährigen und Sträuchern. Munstead Wood ist in Privatbesitz und kann nur an bestimmten Tagen besucht werden.
Hestercombe Gardens

Wenn ein Besuch dieses Gartens mit dem Reiseprogramm nicht passt, hat man weiter westlich in Hestercombe Gardens die Gelegenheit, Jekylls Können zu sehen. Jekyll wurde 1908 zusammen mit dem Architekten Edwin Lutyens beauftragt, den Garten rund um diesen über 700-jährigen Landsitz zu gestalten. Die klare Formsprache Lutyens’ und die verspielte Bepflanzung Jekylls wurden weltberühmt. Noch immer wird der Garten nach Jekylls Bepflanzungsplänen gepflegt.
In Hestercombe ist aber auch eine andere Epoche der englischen Gartenkunst zu sehen: der englische Landschaftsgarten. Dieser im 18. Jahrhundert angelegte Park zeigt auf kleinem Raum die Ideale dieser Gestaltung: romantische Spazierwege, die zu kleinen Architekturen wie Türmchen oder Tempelchen führen, zu Teichen, bewusst platzierten Baumgruppen oder quer über Wiesen.
Stourhead

Das berühmteste Beispiel aus dieser Epoche ist Stourhead, liegt ebenfalls auf dem Weg Richtung Westen und darf auf keinen Fall verpasst werden. In Stourhead spaziert man wie durch ein Gemälde – so stimmig sind See, Bäume und Wiesen miteinander kombiniert. Und es wirkt – genau dies war das Ziel dieses Gestaltungsstils – ganz natürlich, obwohl die ganze Landschaft künstlich angelegt ist.
East Lambrook Manor

Wer sich noch mehr mit dem Cottage-Garden-Stil befassen möchte, findet in der Nähe von Hestercombe den kleinen Landsitz East Lambrook Manor. Hier entwickelte die Redaktionssekretärin Margery Fish ab den 1940er-Jahren bis zu ihrem Tod 1969 den Cottage-Garden-Stil weiter. Sie setzte vermehrt auf einheimische und sich selber versamende Pflanzen, sodass die Pflanzenbilder im Garten jedes Jahr neu entstanden. Fish als Person ist auch ein schönes Beispiel dafür, dass es nie zu spät ist, sich entsprechendes Gartenwissen anzueignen. Margery Fish begann erst in ihren Vierzigern zu gärtnern und wurde sogar noch zur viel beachteten Gartenautorin.
Lost Gardens of Heligan

Als Nächstes steht Cornwall auf dem Programm – die Gartenregion und Feriendestination schlechthin. Hier dürfen die «Lost Gardens of Heligan» auf keinen Fall fehlen. Die riesige Gartenanlage wird als «grösstes Gartenrestaurationsprojekt Europas» betitelt, und tatsächlich staunt man nicht schlecht: Heligan gehörte einst einer wohlhabenden Familie, die grosse Ländereien besass und sich weitläufige Gartenanlagen rund um den Familiensitz leistete. Als im Ersten Weltkrieg nach und nach alle Männer zum Militärdienst einrücken mussten, wurde Heligan verlassen und verwaiste. Das Gebäude wurde irgendwann von den Gärten abgetrennt und verkauft. Die Gärten verwilderten. 1990 wurden sie per Zufall wiederentdeckt und mit gigantischem Effort wiederhergestellt.
Eden Project

Eine weitere riesige Gartenanlage ist nicht weit entfernt: das Eden Project. Um zu zeigen, was Gartenbau, Nachhaltigkeit und Umweltthemen heute miteinander zu tun haben, wurde im Jahr 2000 eine stillgelegte Kaolingrube bepflanzt. Entstanden sind Themengärten und futuristisch wirkende Kuppeln, die verschiedene Klimazonen imitieren.
Trebah Garden

Das Eden Project ist für grosse Besucherzahlen angelegt – wer es lieber wieder etwas verträumter und verspielter hat, wird im Trebah Garden auf seine Kosten kommen. Damit sich der Garten nicht mit zu vielen Besuchern füllt, muss man hier sogar einen bestimmten Zeitslot buchen. Dafür spaziert man in stimmungsvoller Atmosphäre durch ein kleines, mit subtropischen Pflanzen angelegtes Tal, vorbei an Baumfarnen und je nach Jahreszeit ungezählten blühenden Rhododendren oder Hortensien. Am Ende steht man auf einmal an einem kleinen Sandstrand am Meer.
Glendurgan Garden

Praktisch nebenan liegt Glendurgan Garden, dessen Highlight ein Labyrinth aus Kirschlorbeer ist, in dem der Weg zum Ziel nicht ganz einfach zu finden ist.
Bonus in London: Kew Gardens

Da die An- oder Abreise nach England meistens über London führt, sollte man dort auch noch ein paar Tage einplanen. Mitten in der Stadt liegen die Königlichen Botanischen Gärten, die Kew Gardens. Sie gehören zu den ältesten botanischen Gärten der Welt und erstrecken sich auf einer Fläche von 120 Hektaren. Beliebtes Fotosujet sind unter anderem die stilvollen viktorianischen Treibhäuser und die kilometerlangen Alleen. Kew Gardens gehören zum Unesco-Weltkulturerbe und sind vor allem an Sonntagen Zeugen der grossen Gartenliebe der Briten, wenn sie es sich mit Decke und Picknick-Korb irgendwo zwischen Bäumen und Blumen bequem machen.
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