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Von der Geburt gezeichnet

Viele Frauen hadern nach der Schwangerschaft mit ihrem veränderten Körper: Kleines «Mommy Makeover» gefällig?

2019-07-04 06:00
Regula Portillo
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Von Regula Portillo (publiziert am Thu, 04 Jul 2019 03:00:52 +0000)

Unsere Zwillinge waren kaum auf der Welt, als mich eine Freundin auf meinen – zweifelsohne noch recht grossen – Bauch ansprach. Ob ein Baby drinnen vergessen gegangen sei? Das war nicht böse gemeint, ich muss sogar gestehen, dass ich diesen Spruch, als mein eigenes Muttersein noch in weiter Ferne lag, selber einmal gebracht habe. Eine Aussage, die ich bis heute liebend gern zurücknehmen möchte.

Denn was als Nichtbetroffene lustig klingt, wirkt später wie eine Ohrfeige. Ich zumindest empfand es so. Während ich die Veränderungen meines Körpers während der Schwangerschaft mit viel Wohlwollen beobachtete, fiel mir die Akzeptanz des eigenen Körpers nach der Geburt nicht ganz leicht. Ich hatte mich im Voraus mit x-Formen von Veränderungen beschäftigt, wenig aber mit einem anderen Körper(-gefühl) nach der Geburt.

Auf Schwangerschaft getippt?

Eine Situation, die bestimmt viele kennen: Sie gratulieren einer Bekannten, der Sie unterwegs per Zufall begegnen, zur offensichtlichen Schwangerschaft. Oder fragen, wann es soweit sei. Oder bemerken: Wie schön, ein Nachzügler – worauf Ihr Gegenüber irritiert den Kopf schüttelt. Nicht schwanger. Spuren vom letzten Kind. Ich kenne die Situation von beiden Seiten her und weiss, dass sowohl die Rolle des Fragenden als auch jene der Gefragten, unangenehm ist – ein wunder Punkt.

Auf die Frage, wie sich Mutter nach der Geburt in ihrem Körper fühlt, kommt in den meisten Fällen eine Antwort, die nichts mit der Frage zu tun hat, nämlich: «Ich bin so dankbar, dass die Kleine da ist, niemals würde ich sie wieder hergeben wollen.» Logisch. Das ist auch schön und richtig. Aber ganz ehrlich: Keine Frau würde ihr Kind gegen einen straffen Bauch eintauschen. Das ist mit der Frage nicht gemeint.

Sondern wie lange es dauert, bis man überflüssige Haut am Bauch und/oder Schwangerschaftsstreifen und/oder eingefallene Brüste und/oder Haarausfall und/oder Ähnliches als Teil seines neuen Erscheinungsbildes akzeptiert hat? Natürlich ist das etwas oberflächlich und gegen das Mutterglück nicht aufzuwiegen – aber immerhin geht es um den eigenen Körper, der plötzlich anders aussieht als zuvor.

Rückbildung funktioniert nicht in allen Fällen

Manche Mutter kann noch so fleissig rückbildungsturnen – doch nicht alles, was sich zurückbilden sollte, bildet sich auch wirklich zurück. So helfen Sport und Diät gegen schlaffes Bindegewebe nur bedingt – und während sich die einen Mütter trotzdem (oder gerade deswegen) rundherum wohlfühlen in ihrer Haut, hadern andere so stark damit, dass sie sich für eine operative Rückbildung sogar unters Messer legen. Unter dem Begriff «Mommy Makeover» werden Schönheits-OP´s nach der Geburt zusammengefasst. Bauchdecken- und Bruststraffung gehören zu den häufigsten Operationen, doch auch Eingriffe im Intimbereich (z.B. eine vaginale Straffung der Scheide) sind längst zum Trend geworden – nicht nur in den USA, wo die Bezeichnung «Mommy Makeover» herkommt, sondern auch hierzulande.

Für mich war eine OP zu keinem Zeitpunkt ein Bedürfnis – im Gegenteil. Allein die Bezeichnung «Mommy Makeover» ist für mich Abschreckung genug. Doch ich wünschte mir offenere Gespräche zum Thema. Vielleicht wäre es ja schon hilfreich, wenn in jedem Schwangerschafts- und Babyratgeber ein Kapitel dem «Danach» gewidmet wäre. Nicht dem «Danach mit Kind», sondern dem «Danach in meinem Körper».

Der Beitrag Kleines «Mommy Makeover» gefällig? erschien zuerst auf Mamablog.

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2019-07-04 06:00
Regula Portillo